Fröhliche Weihnachten!

Fröhliche Weihnachten wünschen wir heute allen Lesern und Geschäftspartnern. Hoffentlich hat jeder seine Geschenke gepackt und schön dekoriert unter seinen geschmückten Tannenbaum drapiert.

Wenn dann am Nachmittag der Weihnachtsmann laut an die Tür klopft, draußen vom Walde her kommend und den lieben Kleinen Lebkuchen, Apfel, Nuss und Mandelkern mitbringt, kann das Familienfest beginnen.

©Jeremy Gallman, unsplash.com

“Was’n das?“ nölt leider die heutige Jugend, die nicht mehr weiß, was Mandeln und Nüsse sind. „Keine neue Playstation, Aldär? Was’n das für’n Scheiß?“

Eigentlich schade, dass wir für heute Abend neben dem Weihnachtsmann keinen Knecht Ruprecht bestellt haben. Obwohl, ich kann mir kaum vorstellen, dass ein kettenrasselnder Knecht Ruprecht heute noch viel Angst und Schrecken verbreiten würde. Vermutlich wäre das eher anders herum, wollte der verweichlichte Soziologiestudent, der mit der Ruprecht-Rolle sein Taschengeld aufbessert, den heutigen Lausbuben quer kommen. Da bräuchte es dann schon mehr als einen Rentierschlitten, um schnell Land zu gewinnen.

So ist das mit den Bräuchen. Die, die sich nicht aufpimpen lassen, geraten allzu schnell in Vergessenheit und verlieren ihren eigentlichen Sinn.

Oder weiß heute noch einer der unter 20-Jährigen, dass Halloween mal Erntedankfest hieß, dass der 3. Oktober zum Feiertag wurde, weil es weiter östlich mal eine Mauer gab und dass Weihnachten gefeiert wird, weil vor gut 2.000 Jahren Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde? An solchem obsoleten Brauchtum haben die Wenigsten noch Interesse: Lässt sich doch mit ein paar mickrigen Mandeln oder  Nüssen keine Kohle machen. Da müssen schon noch ein paar iPhones, Digi-Watches oder Nike-Converse-Chunks für 500 € in den Sack.

Während wir abends zusammen Plätzchen backen, suggeriert uns die werbetreibende Industrie im Werbeblock zwischen den Weihnachtsliedern, nein, sie knallt es uns an den Kopf: „An Weihnachten günstig nach Hawaii! Gönnen Sie Ihren Liebsten ein paar Tage Sonne!“ In den Anzeigen gibt es dazu ein paar Schnappschüsse einer drallen Blondine im roten Bademantel, der entfernt an den guten, alten Weihnachtsmann erinnern soll.

Früher hat es oft geschneit an den Weihnachtsfeiertagen. Wir machten einen langen Waldspaziergang im Schnee und tranken danach selbst gemachten Glühwein, bevor es Kartoffelsalat und Würstchen gab. Doch heute macht die Klimaerwärmung, die natürlich nichts mit den Menschen zu tun hat, Schnee in den Alpen oder gar im Voralpenland zu einem winterlichen Weihnachtsmärchen aus alter Zeit.

Zwar ficht das die Schneezirkusse in den Alpen nicht an, solange die Schneekanonen noch für genügend Kunstschnee sorgen, selbst wenn sie den verbleibenden Naturschutzfleckchen den allerletzten Tropfen Wasser abdrehen.

Mich stört das allerdings auch nicht weiter, weil ich das Hawaii-Weihnachts-Sonderangebot gebucht habe. Nächstes Jahr an Weihnachten sitze ich mit einer roten Weihnachtsmannsmütze in Waikiki Beach und lasse mir von einer drallen Blondine im roten Bademantel eine kühle Pina Colada kredenzen. Aber das ist dann wieder ein anderes Weihnachtsmärchen.

 

 

 

 

 

 

Akquirieren wie die Mafia!

Eigentlich müsste ich gar nicht mehr arbeiten, mailte mir dieser Tage ein Londoner Anwalt von der Kanzlei – ich nenne sie mal – Raffke & Partner London Legal, könne ich doch ein Erbe von etwa sechs Millionen Pfund antreten.

 

Fotolia © vividflowstudio

Wirklich schade, dass ich im Kino weder Superman zutraue, fliegen zu können, noch mich der Hoffnung hingebe, alle Supermodels würden morgens aussehen wie auf dem Vogue-Cover.

Eines jedoch habe ich sofort begriffen: Wenn jemand etwas von Akquise versteht, sind es Mafia, Nigeria-Connection & Co. Wo also, wenn nicht hier, ließen sich die besten Tricks und Kniffe aus dem schwarzen Geigenkasten abschauen?

Die Ansprache oder Sales-Story muss die Aufmerksamkeit des potenziellen Interessenten einfangen. Ihn buchstäblich neugierig machen, mehr zu erfahren. Doch wichtig: Die Sales-Story soll lediglich den Kontakt herstellen, eine Beziehung aufbauen, niemals verkaufen!

Hier: „Wie sind Treuhänder eines 15-Millionen-Pfund-Vermögens und haben Sie als möglichen Erben recherchiert!“

Ihre Botschaft sollte, wie Sie selbst, glaubwürdig und persönlich daherkommen.

Hier ist es der Briefkopf einer Londoner Anwaltskanzlei mit Logo und ganz, wichtig Wappen sowie die direkte Kundenansprache („Lieber Herr KF“).

Jetzt wird noch der Köder ausgelegt: „Unser Mandant, Gustav F., der allein lebte und keine Verwandten mehr besaß, ist verstorben. Damit das von uns als Treuhänder verwaltete Erbe von 15 Mio. £ nach englischem Recht nicht der Krone zufällt, haben wir Sie als möglichen Erben recherchiert.“

Ihre Ansprache sollte einen individuellen Nutzen versprechen.

Hier: „Wir würden Sie deshalb als rechtmäßigen Erben einsetzen und notariell beglaubigen.“

Ebenso sollte die Botschaft auf einen individuellen Vorteil für Ihren Interessenten zielen. Gut ziehen ja immer die Gewinnerzielungsabsicht, die menschliche Gier und das persönliche Gewinnstreben.

Hier „Sie würden 40% des Erbes erhalten, wir ebenfalls 40%.“

Wenn möglich ist es vorteilhaft, das soziale Gewissen anzusprechen.

Hier: „10% der Erbschaft gehen an soziale Stiftungen und 10% wären für die nötigen Gebühren und Auslagen vorgesehen.“ Damit werden elegant die Kosten ins Spiel gebracht, die die potenziellen Interessenten zu tragen haben.

Sie möchten nur mit Interessenten sprechen, die Ihr Angebot auch annehmen können? Das ist genau der Sinn von Akquise: Die Qualifizierung Ihrer möglichen Kunden. Wenn Sie 100% Marktanteil haben, dann brauchen Sie nicht zu akquirieren. Wenn jeder Mensch, der einen Bäckerladen betritt, etwas kauft, ist der Marktanteil für den Bäcker 100%.

Da aber weder die Mafia noch ich davon ausgehen, dass jeder Kontakt auch unser Angebot annimmt, reichen auch je nach Gewinnspanne 1 von 100, oder 1 von 1.000. Nochmal konkret: Wenn Sie von Ihrer möglichen Zielgruppe 10% als Kunden gewinnen wollen, werden Sie bei der Akquise 90% mögliche Nichtkunden identifizieren. Auch das ist ein Erfolg.

Machen Sie es Ihrem möglichen neuen Kunden leicht, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.

Anwaltskanzlei Raffke fordert mich auf, sofort zu antworten, damit sie die Überweisung meiner 6 Mio. £ schnell in die Wege leiten können.

Ein bisschen Druck kann auch nicht schaden.

Also lässt Anwalt Raffke durchblicken, dass er mehrere meiner Namensvettern kontaktiert hat, was in etwa dem sonstigen „Unser Angebot gilt nur noch bis Morgen 12:00 Uhr“ entspricht.

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Mein Fazit, das ich aus dieser Mail ziehe? Warum geben sich Mafia & Co mehr Mühe mit ihren Werbebotschaften als die meisten Werbetreibenden, die mir sonst oft begegnen? Und was soll ich mit sechs Millionen Pfund?

Sonnenschirm!

„Dieser Sonnenschirm!
Stiehlt sich aus des Himmels Blau
einen roten Fleck.“

Dieses Haiku schrieb mein Vater vor vielen Jahren.

©kf

Jahre später schoss ich dieses Foto, ohne das Haiku zu kennen.
Jetzt kommen beide zusammen.