Die 101. Kuh!

Derzeit wird ja viel über Nachhaltigkeit gesprochen. Es gibt grüne Assets. Unternehmen setzen ESG-Kriterien auf die Tagesordnung. Kunden fragen nach ressourcenschonenden ETF.

#Motivation
Damit stellt sich aber auch gleichzeitig die Frage nach der Motivation hinter diesen Maßnahmen. Vordergründig geht es natürlich um Umweltschutz im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Es gilt, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Man darf sich fragen, ob es diesen Sinneswandel auch gäbe, ohne dass der Gesetzgeber eingreift?

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#Soft Skills im Verkauf
Neben den bekannten Kompetenzen und Fähigkeiten eines Verkäufers werden auch immer wieder die sogenannten weichen Faktoren gefordert. Authentizität, Ehrlichkeit, Teamfähigkeit, Altruismus, Loyalität, Empathie – die Liste lässt sich weiter fortführen.

Bei der Suche nach einem Oberbegriff bin ich auf den etwas altmodisch klingenden Begriff der Ethik gestoßen.
Ein passender Begriff, wie ich finde: ETHIK!

Folgende Story von  der 101. Kuh erzählt, was Ethik bedeutet.

Die 100 Bauern eines Dorfes vereinbarten, dass jeder Bauer täglich eine Kuh auf die Gemeinschaftswiese schicken dürfe. Das funktionierte prächtig, bis ein Bauer eines Morgens bemerkte, dass sein Nachbar eine zweite Kuh in die Herde trieb. Um sicherzugehen, beobachtete er am nächsten Tag seinen Nachbarn genau. Wieder trieb dieser zwei Kühe in die Herde. In der ersten Empörung will er den Nachbarn anzeigen, doch dann denkt er: „Wenn das niemandem auffällt, kann ich doch auch zwei Kühe auf die Alm schicken?“ Gesagt, getan – und so grasen plötzlich 102 Kühe auf der fetten Weide. 

Natürlich fiel das nach einiger Zeit immer mehr Bauern auf, die daraufhin ebenfalls zwei Kühe in die Herde schickten. Eine Weide, die für 100 Kühe reichlich Nahrung spendete, konnte aber keine 120 oder 150 Kühe versorgen. Und so brach das System in sich zusammen, das ursprünglich auf Anständigkeit und Vertrauen gegründet war.

Ethik ist, wie dieses Beispiel zeigt, also ganz einfach: Nicht die Anzahl der Kühe ruiniert die gemeinschaftlich, genutzte Weide. Es ist die 101. Kuh! Es ist ein Einzelner, der das System unterwandert und es zusammenbrechen lässt!

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#Fazit:
Die Legislative (Bundestag) gibt die Richtlinien vor, die Exekutive (Regierung und Verwaltung) vollziehen sie und die Judikative spricht Recht und überwacht die Regierung. Alle drei staatlichen Gewalten kontrollieren einander, solange sie unabhängig agieren. Organisationen und Unternehmen formulieren aus den Richtlinien eine Betriebsvereinbarung. Doch zuletzt sind es einzelne Personen, Individuen, die die Regeln mit Leben füllen, einhalten – oder eben nicht.

Und so kann sich jeder Einzelne fragen, wie viele Kühe er auf die Weide schickt.  

Unsplash by Alaina McLearnon

Hält man sich aus Überzeugung an Vereinbarungen, oder weil man eventuelle Sanktionen fürchtet? Sagt man das, was man denkt, oder schwimmt man lieber mit dem Mainstream? Erinnert man sich an das Gesagte und handelt danach?

Kurzum: Wohin zeigt der ethische Kompass? 

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#Die Sorgfaltspflicht des ordentlichen Kaufmanns
 Auf der Suche nach weiteren Motiven dachte ich an die Sorgfaltspflichten des ordentlichen Kaufmanns, ein unbestimmter Rechtsbegriff, den ich noch seit dem Studium im Hinterkopf mit mir herumtrage. Doch bis auf einige handelsrechtliche Bestimmungen wurde ich nicht fündig. Vereinfacht gesagt, sollen die handelnden Kaufleute dem Geschäftspartner keinen Schaden zufügen und der Gesellschaft förderlich sein. Dazu trifft den Kaufmann eine erhöhte Sorgfaltspflicht, die durch seine besondere Geschäftserfahrung und Sachkunde begründet ist. Spezielle Definitionen zu den allgemeinen Sorgfaltspflichten finden sich im §10 Geldwäschegesetz (GwG).  Wo auch sonst, könnte man sich fragen?

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Wer sich näher mit dem Thema auseinandersetzen will, kann sich das Buch meiner Kollegin Claudia Dietl „Ethisch handeln – Erfolgreich verkaufen“ besorgen.
(ISBN 978-3-941404-27-4, erschienen im ACABUS Verlag Hanburg)