K.I.S.S.

Getreu dem Motto, dass man nichts erklären soll, wenn man etwas zeigen oder ausprobieren kann, lade ich Sie zu einer kleinen Rechenübung ein. Bitte decken Sie die Zahlen mit einem Blatt oder ihrer Hand ab. Dann schieben Sie das Blatt (oder die Hand) Zeile für Zeile nach unten und addieren die Zahlen im Kopf. Los geht’s!

1000
40
1000
30
1000
20
1000
10
­­­______

Ihr Ergebnis?

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Die meisten Kandidaten, die diese Addition durchführen, erhalten als Ergebnis 5000. Wenn das auch Ihr Ergebnis ist, rechnen Sie lieber noch einmal nach. Gerne auch mit einem Taschenrechner. Denn Taschenrechner sind emotionslos.

Was lief hier falsch?

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Eigentlich lief gar nichts falsch. Ihr Gehirn tat nur das, was es alltäglich tut, wenn normale Eindrücke verarbeitet werden. Es vereinfachte!

Als Sie bei der Addition in der vorletzten Zeile bei 4090 angekommen waren, war die nächste einfache Zahl eben die 5000, die Ihnen in den Sinn kam. Eine vereinfachte Abkürzung, die eben nicht immer stimmen muss, wie wir gesehen haben.

Und damit sind wir auch schon beim heutigen Thema, das wie folgt lautet:

K.I.S.S. = Keep it short and simple!
(Manche übersetzen es auch als ‚Keep it short, stupid‘)!

kaja reichardt, unsplash

Jetzt wird auch klar, warum wir kurze Geschichten, Gedichte oder Slogans so gut erinnern: Das Gehirn liebt Vereinfachungen!

Gedächtniskünstler merken sich unfassbar lange Zahlenreihen, weil sie zu jeder Zahl ein Bild im Kopf haben, das sie zu einer Geschichte zusammenfügen. Erfolgreiche Verkäufer langweilen Ihre Kunden nicht mit Produktdetails, die man sich auf jeder Website selbst zusammensuchen kann, sondern bringen die grauen Zellen des Gegenübers mit einer knackigen Story zum Arbeiten. Fällt ihnen noch ein Slogan von den Plakaten der Parteien zur Europawahl ein? Da finden Sie neben den Gesichtern nur ’nichts-und alles-sagende‘ Allgemeinplätze. Bloß nicht zu anspruchsvoll!

Von der Werbung brauchen wir gar nicht zu sprechen, die sich schon von jeher als Meister der Vereinfachung versteht.

  • Was macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel?
  • Ariel machte nicht nur sauber, sondern…?
  • Wie warb Verona Pooth in den Neunzigern für die Auskunft 11880? Da werden Sie…?

Doch auch Gedichte erinnern wir gut und jahrzehntelang.

  • „Vom Himmel hoch da komm ich her…“
  • „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind…“
  • Sogar die ersten Verse aus Homers Ilias kann ich in Altgriechisch immer noch rezitieren.

Natürlich auch Lieder, die sich oftmals zu regelrechte Ohrwürmern entwickeln:

  • „Marmor, Stein und Eisen bricht…“
  • „Atemlos durch die Nacht…“
  • „Über den Wolken muss die Freiheit…“

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Wer also die Aufmerksamkeit seines Gegenübers gewinnen will, tut gut daran, seine Botschaften „gehirn-gerecht“ zu verpacken, wie es die leider zu früh verstorbene Vera F. Birkenbihl formulierte. Gehirn-gerecht meint, die Botschaft muss so verpackt sein, dass sie das Gehirn ohne Aufwand verarbeiten kann.

Also einfache, flüssige Sprache, kurze Sätze, Verben statt Subjektive, keine Fremdwörter.

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Nehmen wir als Gegen-Beispiel mal die Webseite eines Trainers für Kommunikation:

Ihr wegweisender Partner für kontinuierliche Verbesserung durch Offene Seminare, Inhouse Seminare und Coachingmaßnahmen!
TrainKomm* ist kompetenter und qualifizierter Experte für Belange der strategischen Personalentwicklung und Managementberatung mit den Leistungsschwerpunkten: Offene Seminare, Inhouse Seminare, Coaching, Internationale Seminare, Beratung, Moderation in unseren Themenbereichen Projektmanagement, Management, Kommunikation & Sales. (*Der Name ist frei erfunden)

Einfach geht anders! An welcher Stelle sind Sie gedanklich aus dem Text ausgestiegen?

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Wie man sieht, tut man gut daran, nicht nur seine eigenen Texte zu prüfen, ob sie den Empfänger auch erreichen, sondern ganz besonders auch die ersten Sätze, die man bei Verkaufsgesprächen nach der Begrüßung von sich gibt. Denn um ganz spontan, einfach und wirkungsvoll zu formulieren, braucht es eine langwierige Vorbereitung. Gut, wenn man dann ein wertvolles Tool wie www.sales-stories-interactive.de zur Hand hat!

Ghosting!

Kommt ein Mann zum Psychiater und sagt: „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Alle ignorieren mich.“ Darauf der Arzt: „Der Nächste bitte!“

Ganz klar: Der Patient wurde geghosted. Ein Phänomen, das es schon lange gibt, wie obiger Witz beweist, jedoch erst durch das Online-Dating in den allgemeinen Sprachgebrauch überging. Warum muss man eigentlich ein Jahresabo abschließen, wenn man sich alle 11 Minuten verliebt? Doch zurück zum Verkauf! So richtig Fahrt aufgenommen hat das Ghosten im Vertrieb durch die zunehmende Digitalisierung und wurde noch verstärkt durch die Coronamaßnahmen. Am Telefon oder über ein Online-Portal baut man schließlich weniger Nähe auf als durch ein persönliches Treffen und Kennenlernen. Das macht das „Verschwinden“ wesentlich einfacher.

Die meisten Verkäufer kennen dieses unangenehme Verhalten. Unangenehm deshalb, weil man nicht weiß, woran dieser Kontaktabbruch gelegen haben mag. Sensiblere Gemüter zermartern sich dann den Kopf, weil sie natürlich wissen wollen, ob es ihre Schuld war und was sie vielleicht künftig besser machen könnten. Wer sich jetzt in Selbstmitleid flüchtet, wie schlecht die Welt doch ist oder wütend wird und dem Kunden eine böse Mail schreiben und dessen Business eine schlechte Bewertung reindrücken will, reagiert zwar menschlich, aber wenig zielführend!

julia-sadowska-unsplash

Früher, als Besuche bei Kunden noch der Normalfall waren, sagte man, wenn man ohne Auftrag verabschiedet wurde: Raus-Aus! Wer ohne Gruß eine Party verließ, verabschiedete sich französisch, was nicht so vornehm aufgefasst wurde, wie es klingt und nicht nur Veronica Pooth sorgte dafür, dass das Beenden einer Beziehung per SMS salonfähig wurde.

Schauen wir uns deshalb eine Studie an, in der Verkäufer gefragt wurden, woran es ihrer Meinung nach lag, dass der Kundenkontakt einseitig beendet wurde. In der Untersuchung von Sales Enabledment Technologie waren auch Mehrfachantworten möglich und gewünscht.

  • Den Spitzenplatz mit 65 % belegte der Verdacht das Tagesgeschäft ließe dem Kunden keine Zeit.
  • 28 % dachten, der Kunde hätte die Produktvorteile nicht verstanden.
  • Etwa genauso viele nahmen an, der Kunde hätte sich inzwischen für den Wettbewerb entschieden.
  • Während 25 Prozent antworteten, dass das Interesse am Kauf abgeflacht sei.

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Was fällt uns bei der Studie auf? Die angeführten Antworten sind natürlich, wie schon erwähnt Vermutungen, die aber alle externe Gründe anführen. Wer aber andere für sein Erleben verantwortlich macht, der kann auch nichts ändern. Ja, muss es auch nicht! Die äußeren Umstände waren halt so!

Untersuchen wir doch noch die möglichen Ursachen,
warum Kunden sich nicht mehr melden:

  • Der Kunde brauchte lediglich ein Vergleichsangebot.
  • Der Kontakt war kein Entscheider, sondern ein User.
  • Es ging dem Kunden zunächst nur um eine Marktübersicht, er war erst in der Sichtungsphase.
  • Der Kunde wollte Preise abklopfen, um sein Budget zu bestimmen.
  • Letztlich fehlte das Vertrauen in das Unternehmen, den Verkäufer oder das Produkt.
  • Er hatte sich tatsächlich für einen Wettbewerber entschieden.
  • Die Anschaffung erschien dem Kunden nach seiner Recherche als grundsätzlich zu teuer für sein aktuelles Budget.
  • Nach der Informationsphase stellte der Kunde fest, dass es auch einfach so wie bisher weitergehen könnte.

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Welche Lösungsansätze bieten sich jetzt an, damit Sie von Ihren Kunden nicht mehr geghosted werden?

Wir haben feststellen können, dass die Antworten der Studienteilnehmer, warum Kunden ghosten, auf externe Gründe zurückgeführt wurde. Wer aber andere für sein Erleben verantwortlich macht, der kann auch nichts ändern. Ja, muss es auch nicht! Die äußeren Umstände waren halt so!

Stimmt das wirklich?
Wir wissen doch, dass unsere Handlungen die Reaktionen des Gegenübers auslösen! Wir selbst sind dafür verantwortlich, wie sich Kunden verhalten!

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Betrachten wir uns die oben aufgeführten, möglichen Kundenmotive näher, stellen wir schnell fest, dass alle Punkte durch ein anderes Verhalten des Verkäufers vermieden werden hätten können, ja müssen! Denn klärt man bei jedem Erstkontakt, auf welcher Stufe der Customer-Journey sich der Kunde befindet und was seine genauen Vorstellungen und Erwartungen sind, ist man schon ein großes Stück weiter. Ich erinnere an dieser Stelle auch gern daran, dass jeder Kontakt die Chance haben darf, sich als Kunde zu disqualifizieren!

Wie macht man das? Durch offene Fragen! Ernsthafte Interessenten geben freimütig Auskunft auf sinnvolle Fragen, wie z.B. nach den internen Entscheidungsprozessen, dem eingeplanten Budget oder dem Zeitrahmen. Wer von Anfang an verbindlich, transparent und offen kommuniziert, bestimmt damit auch das Niveau für alle folgenden Aktionen.

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Ein schönes Beispiel für die Annahme, dass jeder selbst seines Glückes Schmied ist, sagt der Begriff „ich ärgere mich!“ Die deutsche Sprache ist da sehr genau. Wer ärgert da wen? Natürlich kann man nur sich selbst ärgern. Ich bin es, der mich ärgert.

Übernehmen Sie einfach für alles, was passiert, die Verantwortung und suchen die helfende Hand immer am unteren Ende Ihres Arms.

kenny-eliason-unsplash

Welche Ansätze können wir jetzt aber anführen, um Ghosting bei unseren Kontakten, wenn schon nicht ganz zu vermeiden, wenigstens auf ein Minimum zu reduzieren? Dazu beachten wir folgende Maßnahmen: 

  • Im Businessumfeld nehmen wir nichts persönlich.
  • Wir kommunizieren offen, transparent und verbindlich und appellieren durch unser Verhalten an die Loyalität des Kunden, sich ebenso zu geben.
  • Bei jedem neuen Kontakt prüfen wir die Ernsthaftigkeit der Anfrage, insbesondere auf welcher Stufe der Customer-Journey sich der Kunde befindet, sowie welchen Zeitrahmen und welches Budget er sich vorstellt und wie der interne Entscheidungsprozess abläuft.
  • Sprechen wir mit dem Entscheider oder einem Einkäufer, User oder Planer? Wer ist alles beim Entscheidungsprozess involviert? Wer unterschreibt?
  • Das Vorzimmer oder Sekretariat sollte als wichtige Hilfe von Anfang an eingebunden werden.
  • Nach jedem Gespräch wird ein konkreter Folgetermin vereinbart. Also nicht, wir melden uns nächste Woche, sondern. Nächsten Freitag um 11:15 Uhr online.
  • Gab es im Erstgespräch bereits konkrete Inhalte, wird eine Zusammenfassung dieser Inhalte verschickt.
  • Termine werden schriftlich bestätigt und um Antwort gebeten.

Eine besonders effektive Maßnahme bei Funkstille ist folgende: Da wir wissen, dass Menschen ungern auf etwas verzichten wollen, sagen wir doch einfach von uns aus ab. Nach etwa 2 bis 4 Wochen schreibt man eine freundliche Mail, bedankt sich für den netten Kontakt und äußert Verständnis, dass derzeit offensichtlich wichtigere Dinge auf der Agenda stehen.

Für Fälle, in denen es nicht zu Folgegesprächen kommt, die wir gleichwohl nicht abschreiben wollen, richten wir einen möglichst automatisierten Follow-Up-Prozess ein, der so lange aktiv bleibt, bis der Vorgang vom Kunden beendet wird. Wie der Kaleun (Bezeichnung für den Kapitänleutnant) im Buchheims Bestseller „Das Boot“ zur Bombardierung seines getauchten U-Boots meinte: „Man sollte mit den Wasserbomben erst aufhören, wenn die Mütze des Kapitäns oben schwimmt!“

 

Aufmerksamkeit!

Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Das ist doch etwas, was wir alle wollen: Aufmerksamkeit!

Seit den Zeiten von…
AIDA – attention * interest * desire * action
(Aufmerksamkeit, Interesse, Wunsch, Aktion)

…buhlen wir um Aufmerksamkeit für unsere Dienstleistungen, unsere Produkte, für uns selbst. Aufmerksamkeit ist angeblich die Voraussetzung für erfolgreiche Verkäufe. Die Ansprache soll Aufmerksamkeit erregen, die Website den Kunden fesseln, das Angebot sexy wirken – alles dreht sich um die „Einschaltquote“, nicht nur das Fernsehen.

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Dabei ist die Aufmerksamkeit ein scheues Reh, das schnell entschwindet oder gestört werden kann. Nehmen Sie nur mal folgendes Beispiel, in dem Sie nur
nur die Farben, nicht die Wörter benennen sollen.

ROT     GRÜN     BLAU     GELB     ROT     SCHWARZ     BLAU

GELB     ROT     WEISS     ROT     GRÜN     BLAU     ROT     

Übrigens: Ist Ihnen aufgefallen, dass im Satz vor den bunten Wörtern das Wörtchen „nur“ zweimal vorkam? Wenn nicht, ist das Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit entgangen.

Zurück zu den Farben. Es ist offensichtlich gar nicht so einfach, seine Aufmerksamkeit zu steuern, wie das Beispiel zeigt. Das Auge liest ganz automatisch das Wort, während das Farbzentrum eine widersprüchliche Information ans Sprachzentrum sendet. Damit überfordern wir unser Gehirn, weil die Signale aus ganz unterschiedlichen Gehirn-Arealen kommen, die noch dazu nicht kongruent sind.

muhammad daudy by unsplash

Das ist im Übrigen auch eine Antwort auf den Mythos des Multitaskings:
Wir können unsere Aufmerksamkeit nicht auf zwei oder gar mehr Dinge gleichzeitig richten. Wenn Sie gleichzeitig telefonieren, eine E-Mail verfassen und die Teletext-News der Börse verfolgen, springt der Focus lediglich zwischen den einzelnen Aufgaben hin und her. Im Ergebnis werden Sie dabei nicht schneller, nur schlechter.

Andererseits ist das Gehirn zu ganz besonderen Leistungen fähig.

So knöenn Sie deiesn Staz lseen, ohoblwl die Bcuthsbaben vtcheruast sind.Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems. Ehct ksras! Das ghet wicklirh!

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Warum wir uns darüber Gedanken machen?

Viele, ganz wichtige Dinge, laufen ja komplett ohne unsere direkte Aufmerksamkeit ab. Atmung und Herzschlag zum Beispiel. Oder bekannte Situationen, die wir quasi ohne unser Zutun erledigen. Wer ist nicht schon mit dem Auto zur Arbeit gefahren und war so in Gedanken, dass er gar nicht merkte, dass er Auto gefahren ist?

Mitunter laufen selbst Verkaufsgespräche fast unbewusst ab. Sie wissen ja: Gewohnheiten sind starke Magnete!

Wenn Sie Ihre Verkaufsgespräche jedes Mal nur ganz routiniert abspulen würden, wüssten Sie danach nicht, wie Ihr Gesprächspartner angezogen war, ob er Dialekt sprach, wie seine Stimmung oder Tonlage war – kurzum, Sie waren nicht wirklich aufmerksam! Wenn Sie künftig von jemandem Aufmerksamkeit wollen, drehen Sie das Ganze um. Schenken Sie zuerst Ihre eigene Aufmerksamkeit. Das kostet nichts, aber wenn Sie ganz bei sich und Ihrem Gegenüber sind, so ganz im Hier und Jetzt, werden Sie feststellen, dass Ihre Gespräche wie von Zauberhand viel besser laufen.

Das nennt sich Kontemplation – Achtsamkeit. Es geht nicht darum, um die Aufmerksamkeit seiner Kunden zu bitten, sondern darum, selber achtsam zu sein.

Um sich neue Verhaltensweisen aneignen zu können, muss man zuerst bestehende Muster erkennen, um sie dann verändern zu können. Richten Sie in den nächsten Wochen deshalb Ihre Aufmerksamkeit ganz besonders darauf, wie Sie Ihre Gespräche beginnen – und wie Ihr Kunde darauf reagiert.

Kauf-Nix-Tag!

Der Freitag nach Thanksgiving, wohl das größte Familienfest in den USA, markiert als ‚Black Friday‘den Start in das jährliche Weihnachtsgeschäft. Natürlich wurde diese Idee der Rabatte und Schnäppchen schnell von allen Einkaufsplattformen und Händlern weltweit aufgegriffen und ausgebaut. Der Media Markt bewirbt gerade seine Black Week analog zu den bekannteren ‚Los Wochos‘ eines anderen Quantitätshändlers.

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Doch schon 1992 erfand der amerikanische Künstler Ted Dave als Antithese zu dem vorweihnachtlichen Kaufrausch den ‚Buy Nothing Day‘!

Der Kerngedanke dieses Tages ist natürlich der, einen ganzen Tag lang ganz bewusst keinen einzigen Cent bzw. Euro auszugeben und besonders das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen. Es genügt also nicht, nur einmal jährlich im November seine Kfz-Versicherung auf einen günstigeren Anbieter zu transferieren. Nein, man soll seine unnötigen Ausgaben auf den Prüfstand stellen, sein Kaufverhalten künftig anpassen und vernünftiger mit seinem Einkommen umgehen, damit am Ende des Geldes nicht noch viel Monat übrig ist.

„Wenn Sie Dinge kaufen, die Sie nicht brauchen, werden Sie bald Dinge verkaufen müssen, die Sie benötigen.“ (Warren Buffet)

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Laut Verbraucherschützern ist der Großteil der deutschen Bevölkerung falsch oder zu teuer versichert. Die Zahlen schwanken hier je nach Quelle zwischen 80 bis zu 95 %! Da wäre doch dieser Kauf-Nix-Tag ein guter Aufhänger, um entsprechende Kunden darauf anzusprechen, wie sie auch bzw. gerade bei ihren Finanz- und Versicherungsangelegenheiten unnötige Ausgaben vermeiden und ihr zur Verfügung stehendes Kapital vernünftig einsetzen können.

eduardo soares by unsplash

Wie man das macht?
„Wussten Sie, dass es zum Black Friday auch eine Alternative gibt? Nein? Nämlich den Kauf-Nix-Tag. Es geht dabei darum, an diesem einen Tag ganz bewusst nichts auszugeben und dafür mal über seine Ausgaben nachzudenken. Was halten Sie von dieser Idee?“

Je nach Erwiderung kann man dann natürlich ein Treffen im Büro oder einen Online-Termin anbieten, um einen Versicherungs- bzw. Finanzcheck durchzuführen.

„Bis Ende November kann man seine Kfz-Versicherung checken und vielleicht auf einen günstigeren oder besseren Anbieter umsteigen. Aber auch die übrigen Verträge und Vereinbarungen sollten laut Verbraucherschutz einmal jährlich überprüft und angepasst werden. Denn weit über 80 % der Verbraucher sind falsch oder zu teuer versichert. Wollen sie zu den 15 bis 20 % gehören, die ihr Geld richtig einsetzen?“

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Weitere Beispiele für solche und ähnliche Ansprachen finden Sie natürlich auch in unseren www.sales-stories-interactive.de

In diesem Sinne: Bleibt locker und habt einen entspannten Kauf-Nix-Tag!
Ich muss jetzt schnell mal auf die Webseite von den Black-Weeks.

Warum jeder Verkäufer Sales-Storys in seinem Werkzeugkasten haben sollte!

Was passiert, wenn man eine Geschichte, eine Anekdote oder ein Erlebnis erzählt? Nun, eine Geschichte zieht den Hörer sofort in das Erzählte hinein oder öffnet, anders ausgedrückt, einen Raum, in den die Gedanken des Hörers fließen können. Geschichten sind Bestandteil unserer Entwicklung zum Homo sapiens. Durch Geschichten wurden Jahrtausende lang Erfahrungen und Wissen weitergegeben. Geschichten waren Quell des Wissens, des Lernens und der Unterhaltung.

„Es war einmal…“ Alleine dieser Anfang löst Empfindungen aus.

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Wir erzählen unseren Kindern Geschichten, damit sie einschlafen.

Geschichten eröffnen uns Welten, Gedankenwelten, und lösen individuelle Gefühle, Erinnerungen und Emotionen aus. Sie versetzen uns unmittelbar in das Erzählte.

Erwachsenen erzählen wir Geschichten, damit sie aufwachen!

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Jede Geschichte, die wir zu hören bekommen, löst bei uns etwas aus. Indem wir uns in die Geschichte hinein versetzen, stellen wir uns Fragen, kommen wir auf neue Zusammenhänge und Interpretationen. Wir sind also mitten im Thema.

Das ist die erste Aufgabe einer guten Sales-Story.

Sie führt den Kunden direkt ins Thema, ohne dass er sich manipuliert, bevormundet oder bedrängt fühlt. Es ist die Geschichte selbst, die ganz neutral erzählt wird. Allgemein gültig. Alleine die Gedanken, die sie erzeugt, sind individuell. Wissenschaftlich betrachtet sind Geschichten und Anekdoten, aber auch Zitate, Studien oder Artikel Wahrheiten erster Ordnung.
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Wie schon Albert Einstein sagte: „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!

Merken Sie etwas? Eine solche Einleitung fordert in keiner Weise zu einem Widerspruch heraus, sondern regt im Gegenteil die eigenen Gedanken an!
Das ist gemeint mit einer Wahrheit erster Ordnung!

Hätte ich dagegen so begonnen: „Meiner Meinung nach ist das Wissen begrenzt, das der Menschheit zur Verfügung steht. Deshalb sollten wir uns lieber mehr mit der Phantasie beschäftigen“, dann findet sich mit Sicherheit jemand, der dieser, meiner Meinung widersprechen möchte.

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Wissenschaftlich gesehen denken wir auch in Bildern.
„Denken Sie jetzt an einen Baum!“

Baum ist ein grammatikalischer Begriff. Ein Wort, gebildet aus vier Zeichen, die wir Buchstaben nennen. Unser Gehirn muss diesen Begriff „übersetzen“, um ihn zu verstehen. Der Eine denkt an eine schlanke Fichte, der Andere an die drei schwarzweißen, jungen Birken, die in seinem Garten stehen. Einer sieht die dicke Eiche mit den knorrigen Wurzeln vor sich, in die er mit dem Taschenmesser ein Herz für Marion schnitzte und ein anderer denkt an die Linde am Grab seines Vaters. Jetzt ist „Baum“ ein ganz alltäglicher Begriff. Stellen Sie sich bitte mal vor, wie schwierig folgende Begriffe für Ihre Zuhörer zu übersetzen sind:

  • Berufsunfähigkeitszusatzversicherung
  • Beitragsbemessungsgrenze
  • Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz.

Vielleicht überlegen Sie sich zukünftig, wie sich solche Wortungetüme ersetzen lassen?

Das ist es, was Geschichten auch im Verkauf so unwiderstehlich macht:
Sie lenken die Gedanken der Zuhörer sofort auf das Thema.

  • Sie haben direkten Zugang zur Erlebniswelt der Zuhörer…
  • Sie fordern keinen Widerspruch heraus…
  • Sie machen neugierig…
  • Sie werfen Fragen auf…
  • Sie sensibilisieren für bestimmte Problemstellungen..
  • Sie sind unterhaltsam…
  • Sie werden sehr gut erinnert…
  • Sie machen betroffen…
  • Sie wecken Wünsche…

Die Geschichten und Sales Storys alleine sind es allerdings nicht, die Kunden zu den Handlungen veranlassen, die sich Verkäufer wünschen. Denn nach der Geschichte, die im „Sensitiven Verkaufen“ den Kunden zu eigenen Gedanken veranlasst hat, folgt anschließend zwingend eine offene Fragestellung, die eine positive Handlung unterstellt.

Wie das funktioniert? www.sales-stories-interactive.de

Mit Worten Bilder malen!

„Es war einmal…“, so begannen in unseren Kindertagen alle Märchen, die uns unsere Mutter zum Einschlafen vorlas. Und auch heute noch berühren mich diese schlichten drei Worte:

Es war einmal.

Ich weiß nicht, ob die heutige Jugend noch Märchen vorgelesen bekommt, aber sicher ist, dass Sprachbilder zwar mit den Ohren gehört, aber mit dem Herzen aufgenommen werden. Oder sagen wir besser: mit dem Bauch!

Es sind ja nicht nur Sprachbilder, die uns nahegehen, sondern alle Arten von guten Geschichten, Metaphern oder Analogien. Auch Gedichte, Sinnsprüche oder Witze gehören zu dieser Kategorie, ja sogar einprägsame Filmsequenzen.

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Warum das so ist, erklärt sich durch die Denkweise unseres Gehirns. Während abstrakte Begriffe erst übersetzt werden müssen, um sie einordnen und verstehen zu können, werden Storys direkt mit Erinnerungen, Gedanken und Vorstellungen verknüpft.

Wir denken in Bildern.

Deshalb sollte man in seiner Sprache auch auf Fremdwörter, Fachbegriffe oder Versicherungschinesisch verzichten. Dazu las ich gerade als abschreckendes Beispiel einen Satz, den ich zunächst zwei-, dreimal lesen musste:

„Eine beitragsorientierte Leistungszusage ist sicherlich bedarfsgerechter
als eine Beitragszusage mit Mindestleistung.“

Das ist Behördensprache ‚as it‘s best‘, gekennzeichnet durch schwerfällige Substantive und Fachbegriffe, die einem normalen Zuhörer sicher nicht vertraut sind.

Wenn jeder Beitrag den genauen Leistungskatalog abbildet, ist das übersichtlicher als eine bestimmte Leistung mit einem festen Beitrag zu verknüpfen!

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Doch auch Zahlen sind abstrakte Begriffe. 25 Prozent lösen so wenig Emotionen aus, wie eine „9“ etwas ‚Neun-artiges‘ an sich hätte. Solche Informationen führen eher dazu, dass man denkt, dann wird mir schon nichts passieren!

Zahlen und Ziffern werden vom Gehirn zunächst übersetzt. Gedächtniskünstler z.B. haben für jede Zahl ein Bild im Kopf. Die 1 ist eine Kerze, die 2 ein Schwan, die 3 ein Dreirad u.s.w. Will man sich dann eine Zahl merken, entsteht eine Geschichte, eine Story! Je verrückter, desto besser. 23112 lautet dann: Ein Schwan auf dem Dreirad fährt Slalom durch zwei Kerzen, um zu seiner Schwänin zu kommen!

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Eine typische Aussage, die man so oder so ähnlich immer wieder liest, lautet:

„Im Laufe ihres Berufslebens werden 25 % aller Arbeitnehmer berufsunfähig!“ 

Damit soll auf die Notwendigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung hingewiesen werden. Auch so ein Begriff, der nicht leicht zu verdauen ist. Vielleicht spricht man besser von der ‚Absicherung der eigenen Arbeitskraft‘?

Jetzt verpacken wir die 25 Prozent in eine kleine Geschichte:

„Stellen Sie vor: Sie stehen im 30. Stock eines Hochhauses vor den vier Aufzügen und wollen gerade nach unten fahren.

Phil Desforges by Unsplash

Da kommt eine Durchsage:
„Achtung, Achtung! Einer der vier Fahrstühle wurde sabotiert und kann abstürzen!“

Nehmen Sie den Fahrstuhl oder lieber die Treppe?“

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Auch diese Story beschreibt das Verhältnis 1:4 oder 25 %, hat jedoch eine ganz andere Wirkung!

Ergänzt man diese kleine Story noch mit dem Hinweis, dass das Risiko seine Arbeitskraft zu verlieren genauso groß ist, wie das Risiko abzustürzen, kann man die Entscheidung für oder gegen eine entsprechende Absicherung ganz dem Kunden überlassen.

„Ob man selber betroffen sein wird, kann man nicht wissen! Man kann aber dafür sorgen, dass dann wenigstens die finanziellen Folgen deutlich abgemildert sind.“

Brotzeit mit Gott!

Besonders gern lasse ich Sie heute an einer kleinen Geschichte teilhaben, die ich kürzlich gelesen habe.

Unsplash by Michael Kroul

Ein kleiner Junge wollte Gott treffen.

Er packte einige Coladosen und Schokoladenriegel in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg. In einem Park sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben zuschaute.

Der Junge setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als er einen Schokoriegel herausholte, sah er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Also gab er seiner Nachbarin den Schokoriegel. Dankbar lächelte sie ihn an – ein wundervolles Lächeln!

Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bot ihr der Junge auch eine Cola an. Sie nahm sie und lächelte wieder, noch strahlender als zuvor. So saßen die beiden den ganzen Nachmittag im Park, aßen Schokoriegel und tranken Cola. Sie sprachen kein Wort.

Als es dunkel wurde, wollte der Junge nach Hause gehen. Nach einigen Schritten hielt er inne, ging zurück und umarmte die Frau. Die schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln.

Zu Hause fragte ihn seine Mutter: „Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Der Junge antwortete:
„Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles Lächeln!“

Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie antwortete:
„Ich habe mit Gott Brotzeit gemacht – und er ist viel jünger, als ich dachte.“

Die 101. Kuh!

Derzeit wird ja viel über Nachhaltigkeit gesprochen. Es gibt grüne Assets. Unternehmen setzen ESG-Kriterien auf die Tagesordnung. Kunden fragen nach ressourcenschonenden ETF.

#Motivation
Damit stellt sich aber auch gleichzeitig die Frage nach der Motivation hinter diesen Maßnahmen. Vordergründig geht es natürlich um Umweltschutz im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Es gilt, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Man darf sich fragen, ob es diesen Sinneswandel auch gäbe, ohne dass der Gesetzgeber eingreift?

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#Soft Skills im Verkauf
Neben den bekannten Kompetenzen und Fähigkeiten eines Verkäufers werden auch immer wieder die sogenannten weichen Faktoren gefordert. Authentizität, Ehrlichkeit, Teamfähigkeit, Altruismus, Loyalität, Empathie – die Liste lässt sich weiter fortführen.

Bei der Suche nach einem Oberbegriff bin ich auf den etwas altmodisch klingenden Begriff der Ethik gestoßen.
Ein passender Begriff, wie ich finde: ETHIK!

Folgende Story von  der 101. Kuh erzählt, was Ethik bedeutet.

Die 100 Bauern eines Dorfes vereinbarten, dass jeder Bauer täglich eine Kuh auf die Gemeinschaftswiese schicken dürfe. Das funktionierte prächtig, bis ein Bauer eines Morgens bemerkte, dass sein Nachbar eine zweite Kuh in die Herde trieb. Um sicherzugehen, beobachtete er am nächsten Tag seinen Nachbarn genau. Wieder trieb dieser zwei Kühe in die Herde. In der ersten Empörung will er den Nachbarn anzeigen, doch dann denkt er: „Wenn das niemandem auffällt, kann ich doch auch zwei Kühe auf die Alm schicken?“ Gesagt, getan – und so grasen plötzlich 102 Kühe auf der fetten Weide. 

Natürlich fiel das nach einiger Zeit immer mehr Bauern auf, die daraufhin ebenfalls zwei Kühe in die Herde schickten. Eine Weide, die für 100 Kühe reichlich Nahrung spendete, konnte aber keine 120 oder 150 Kühe versorgen. Und so brach das System in sich zusammen, das ursprünglich auf Anständigkeit und Vertrauen gegründet war.

Ethik ist, wie dieses Beispiel zeigt, also ganz einfach: Nicht die Anzahl der Kühe ruiniert die gemeinschaftlich, genutzte Weide. Es ist die 101. Kuh! Es ist ein Einzelner, der das System unterwandert und es zusammenbrechen lässt!

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#Fazit:
Die Legislative (Bundestag) gibt die Richtlinien vor, die Exekutive (Regierung und Verwaltung) vollziehen sie und die Judikative spricht Recht und überwacht die Regierung. Alle drei staatlichen Gewalten kontrollieren einander, solange sie unabhängig agieren. Organisationen und Unternehmen formulieren aus den Richtlinien eine Betriebsvereinbarung. Doch zuletzt sind es einzelne Personen, Individuen, die die Regeln mit Leben füllen, einhalten – oder eben nicht.

Und so kann sich jeder Einzelne fragen, wie viele Kühe er auf die Weide schickt.  

Unsplash by Alaina McLearnon

Hält man sich aus Überzeugung an Vereinbarungen, oder weil man eventuelle Sanktionen fürchtet? Sagt man das, was man denkt, oder schwimmt man lieber mit dem Mainstream? Erinnert man sich an das Gesagte und handelt danach?

Kurzum: Wohin zeigt der ethische Kompass? 

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#Die Sorgfaltspflicht des ordentlichen Kaufmanns
 Auf der Suche nach weiteren Motiven dachte ich an die Sorgfaltspflichten des ordentlichen Kaufmanns, ein unbestimmter Rechtsbegriff, den ich noch seit dem Studium im Hinterkopf mit mir herumtrage. Doch bis auf einige handelsrechtliche Bestimmungen wurde ich nicht fündig. Vereinfacht gesagt, sollen die handelnden Kaufleute dem Geschäftspartner keinen Schaden zufügen und der Gesellschaft förderlich sein. Dazu trifft den Kaufmann eine erhöhte Sorgfaltspflicht, die durch seine besondere Geschäftserfahrung und Sachkunde begründet ist. Spezielle Definitionen zu den allgemeinen Sorgfaltspflichten finden sich im §10 Geldwäschegesetz (GwG).  Wo auch sonst, könnte man sich fragen?

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Wer sich näher mit dem Thema auseinandersetzen will, kann sich das Buch meiner Kollegin Claudia Dietl „Ethisch handeln – Erfolgreich verkaufen“ besorgen.
(ISBN 978-3-941404-27-4, erschienen im ACABUS Verlag Hanburg)

Der Schäfer und der Unternehmensberater!

Beschließen Sie diesen Tag mal mit einer kleinen Story, die sich so oder ähnlich mitunter zwischen Verkäufern und deren Kunden abspielt. Ich habe hier gedanklich für den Schäfer den Kunden und für den Unternehmensberater den Verkäufer eingesetzt. Aber auch alle anderen Allegorien sind erlaubt.

Makler und Mandant/ Vermittler und Coach / Ehefrau und Ehemann…

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Ein Schäfer hütet in einer einsamen Gegend seine Schafe. Plötzlich taucht in einer großen Staubwolke ein nagelneuer, silbergrauer Audi Quattro auf und hält: direkt neben ihm.

Der Fahrer, ein junger Mann in Brioni Anzug, Cerutti Schuhen, Ray Ban Sonnenbrille und einer YSL Krawatte steigt aus und fragt ihn: „Wenn ich errate, wie viele Schafe Sie haben, bekomme ich dann eins?“ Der Schäfer schaut den jungen Mann an, dann seine friedlich grasenden Schafe (es ist eine große Herde), und sagt ruhig:

„In Ordnung“.

Der junge Mann verbindet sein Notebook mit dem Smartphone, geht im Internet auf Google Earth, scannt die Gegend mithilfe seines GPS-Satellitennavigationssystems, öffnet eine Datenbank mit diversen Algorithmen und einer Unmenge Formeln.

Nach einer kurzen Rechenzeit dreht er sich zum Schäfer um und sagt:

„Sie haben hier exakt 742 Schafe.“

Der Schäfer sagt: „Das ist richtig, suchen Sie sich ein Schaf aus.“ Der junge Mann nimmt ein Schaf und lädt es in den Audi Quattro ein.

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Interessiert beobachtet der Schäfer den Vorgang und sagt:

„Wenn ich Ihren Beruf errate, geben Sie mir das Schaf dann zurück?“

Der junge Mann antwortet:

„Klar, warum nicht.“

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Also antwortet der Schäfer:

„Sie sind Consultant einer Unternehmensberatung.“

„Das ist richtig, woher wissen Sie das?“ will der Berater wissen.

Unsplash by Will Gardiner

„Ganz einfach,“ erklärt der Schäfer,

„Erstens: Kommen Sie hierher, obwohl Sie niemand gerufen hat.

Zweitens: wollen Sie ein Schaf als Bezahlung haben dafür, dass Sie mir etwas sagen, was ich ohnehin schon weiß.

Drittens: haben Sie keine Ahnung von dem, was ich tue.

Und jetzt geben Sie mir meinen Hund zurück!“

Akquirieren wie die Mafia!

Eigentlich müsste ich gar nicht mehr arbeiten, mailte mir dieser Tage ein Londoner Anwalt von der Kanzlei – ich nenne sie mal – Raffke & Partner London Legal, könne ich doch ein Erbe von etwa sechs Millionen Pfund antreten.

 

Fotolia © vividflowstudio

Wirklich schade, dass ich im Kino weder Superman zutraue, fliegen zu können, noch mich der Hoffnung hingebe, alle Supermodels würden morgens aussehen wie auf dem Vogue-Cover.

Eines jedoch habe ich sofort begriffen: Wenn jemand etwas von Akquise versteht, sind es Mafia, Nigeria-Connection & Co. Wo also, wenn nicht hier, ließen sich die besten Tricks und Kniffe aus dem schwarzen Geigenkasten abschauen?

Die Ansprache oder Sales-Story muss die Aufmerksamkeit des potenziellen Interessenten einfangen. Ihn buchstäblich neugierig machen, mehr zu erfahren. Doch wichtig: Die Sales-Story soll lediglich den Kontakt herstellen, eine Beziehung aufbauen, niemals verkaufen!

Hier: „Wie sind Treuhänder eines 15-Millionen-Pfund-Vermögens und haben Sie als möglichen Erben recherchiert!“

Ihre Botschaft sollte, wie Sie selbst, glaubwürdig und persönlich daherkommen.

Hier ist es der Briefkopf einer Londoner Anwaltskanzlei mit Logo und ganz, wichtig Wappen sowie die direkte Kundenansprache („Lieber Herr KF“).

Jetzt wird noch der Köder ausgelegt: „Unser Mandant, Gustav F., der allein lebte und keine Verwandten mehr besaß, ist verstorben. Damit das von uns als Treuhänder verwaltete Erbe von 15 Mio. £ nach englischem Recht nicht der Krone zufällt, haben wir Sie als möglichen Erben recherchiert.“

Ihre Ansprache sollte einen individuellen Nutzen versprechen.

Hier: „Wir würden Sie deshalb als rechtmäßigen Erben einsetzen und notariell beglaubigen.“

Ebenso sollte die Botschaft auf einen individuellen Vorteil für Ihren Interessenten zielen. Gut ziehen ja immer die Gewinnerzielungsabsicht, die menschliche Gier und das persönliche Gewinnstreben.

Hier „Sie würden 40% des Erbes erhalten, wir ebenfalls 40%.“

Wenn möglich ist es vorteilhaft, das soziale Gewissen anzusprechen.

Hier: „10% der Erbschaft gehen an soziale Stiftungen und 10% wären für die nötigen Gebühren und Auslagen vorgesehen.“ Damit werden elegant die Kosten ins Spiel gebracht, die die potenziellen Interessenten zu tragen haben.

Sie möchten nur mit Interessenten sprechen, die Ihr Angebot auch annehmen können? Das ist genau der Sinn von Akquise: Die Qualifizierung Ihrer möglichen Kunden. Wenn Sie 100% Marktanteil haben, dann brauchen Sie nicht zu akquirieren. Wenn jeder Mensch, der einen Bäckerladen betritt, etwas kauft, ist der Marktanteil für den Bäcker 100%.

Da aber weder die Mafia noch ich davon ausgehen, dass jeder Kontakt auch unser Angebot annimmt, reichen auch je nach Gewinnspanne 1 von 100, oder 1 von 1.000. Nochmal konkret: Wenn Sie von Ihrer möglichen Zielgruppe 10% als Kunden gewinnen wollen, werden Sie bei der Akquise 90% mögliche Nichtkunden identifizieren. Auch das ist ein Erfolg.

Machen Sie es Ihrem möglichen neuen Kunden leicht, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.

Anwaltskanzlei Raffke fordert mich auf, sofort zu antworten, damit sie die Überweisung meiner 6 Mio. £ schnell in die Wege leiten können.

Ein bisschen Druck kann auch nicht schaden.

Also lässt Anwalt Raffke durchblicken, dass er mehrere meiner Namensvettern kontaktiert hat, was in etwa dem sonstigen „Unser Angebot gilt nur noch bis Morgen 12:00 Uhr“ entspricht.

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Mein Fazit, das ich aus dieser Mail ziehe? Warum geben sich Mafia & Co mehr Mühe mit ihren Werbebotschaften als die meisten Werbetreibenden, die mir sonst oft begegnen? Und was soll ich mit sechs Millionen Pfund?