Don’t sell the steak!

Verkaufe lieber das Bruzzeln des Steaks auf dem Grill im sommerlichen Garten:
https://www.youtube.com/watch?v=UW6HmQ1QVMw&ab_channel=MikeStoner

Charles Revlon: In unserer Fabrik produzieren wir Kosmetikartikel, über den Ladentisch verkaufen wir die Hoffnung auf Schönheit.

**********

Auf einer Landpartie zu einem Kunden sah ich einmal in einem Gewerbegebiet ein simples, für mein Empfinden jedoch geniales Schild: „Hunger? 100 m links!“

Das ist doch das gleiche Prinzip, warum in Supermärkten Backautomaten im Eingangsbereich, durch den Duft angeblich frisch gebackener Semmeln und Brezn den Appetit anheizen sollen. Wer Hunger verspürt, wird ziemlich sicher nach links abbiegen oder dem Backautomaten seine Bestellung zukommen lassen. Wer gut gesättigt unterwegs ist, wird solche Aufforderungen kaum wahrnehmen und sich schon gar nicht darauf einlassen.

**********

Bevor wir unseren Kunden also unsere tolle Speisekarte präsentieren, sollten wir zuerst einmal checken, ob der Kunde auch Hunger verspürt bzw. überhaupt erst einmal den Appetit wecken. Satte Kunden haben keinen Appetit. Wer Hunger hat, will die Speisekarte und fragt nach dem besten Tagesgericht! Mannschaftssport beginnt immer mit dieser 1. Halbzeit.

Paul-Hermann, unsplash.com

Solange einem Kunden nichts fehlt, solange er keinen Bedarf verspürt oder sich nichts wünscht, hat er überhaupt kein Interesse, an einem Spiel teilzunehmen.

Wer glaubt, mit der 2. Halbzeit, also einem Verkaufsgespräch, in ein Spiel starten zu können, kämpft von Anfang an gegen Windmühlen, braucht große Überredungskunst, viel Energie und erntet letztlich doch nur viele Storni.

**********

Denken Sie also bei Ihrem nächsten Kontakt an die 1. Halbzeit! Bevor der Kunde nichts zu brauchen glaubt und keinen Wunsch verspürt, etwas haben zu wollen, wird er sich auf keine 2. Halbzeit einlassen.

Wer seinen Kunden keine Produkte anbietet, sondern „finanzielle Freiheit“ oder „Tschüss, Hamsterrad!“, wird nicht nur anders wahrgenommen, sondern als jemand, den man gern um Rat fragt.

Wie man den Kunden in diese ‚Haben-wollen-Rolle‘ versetzen kann, vermitteln unsere Online-Tools https://salesmax.biz und https://www.sales-stories-interactive.de auf spielerische Weise. Fragen kostet noch nichts!

Gamification im E-Learning!

Seit den 50-iger-Jahren sind Quizsendungen fester Bestandteil von Fernsehsendungen. Wer erinnert sich noch an „Was bin ich?“ mit Robert Lembke, das von 1958 – 1989 lief? Legendär ist die Antwort von Otto auf die Eingangsfrage: „Welches Schweinderl hätten Sie denn gerne?“, ein Sparschwein, in das Lembke für jede richtige Antwort fünf Mark warf! Otto erwiderte: „Das mit der Brille!“

https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000107724226/das-leben-von-fernsehlegende-robert-lembke-wird-verfilmt

Seitdem haben sich die Gewinnsummen erheblich gesteigert. „Wer wird Millionär?“ (seit 1999) machte nicht nur Günther Jauch zu eben diesem. Er hätte durch die so gewonnene Popularität vermutlich auch gute Chancen, Bundestrainer oder Bundeskanzler zu werden, wie Spötter munkeln. Alle Menschen, selbst Tiere, kommen mit diesem natürlichen Spieltrieb auf die Welt. Wir lernen durchs Spielen! Spielen weckt die Lust aufs „sich verbessern“, man will sich mit anderen messen, man freut sich, wenn man gewinnt.

Wie kann Gamification das Nutzererlebnis Ihrer E-Learning-Inhalte beleben und verbessern?

Wer die anfängliche Mimik und Körpersprache von Trainingsteilnehmern bei Präsenztrainings beobachtet, kann mitunter den Eindruck gewinnen, es gehe um eine Gedenkfeier. „Das weiß ich doch schon alles“, bis: „Dieser Tag geht voll von meiner effektiven Verkaufszeit ab“, sind typische Vorbehalte, die jeder Verantwortliche kennen dürfte. Natürlich brauchen auch E-Learnings eine gewisse Selbstmotivation und die Bereitschaft, etwas lernen zu wollen. Doch die Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig lernen zu können, wie und so oft und so lange, wie man Lust dazu hat, ist bereits ein effektiver Gamechanger!

Werden im E-Learning spielerische Elemente eingesetzt, fördert das unmittelbar die Motivation, sich mit den Inhalten näher zu beschäftigen. Ja, Lernen macht plötzlich wieder Spaß! Man kann Punkte erspielen, sich in Ranglisten verbessern, ein Zertifikat erwerben oder sogar IDD-Zeiten gewinnen, alles Maßnahmen, die Dopamin ausschütten, Glücksgefühle erzeugen und den eigenen Status verbessern. Auch die Kreativität wird durch praxisnahe Aufgaben angeregt, ein sofortiges Feedback mit Erfolgskontrolle zeigt dem User, in welchen Bereichen er besser geworden ist, oder wo er noch Nachholbedarf hat. Wir alle wissen, dass Verhaltensänderungen nur Step by Step zu erzielen sind: Durch die regelmäßige Wiederholung bzw. wiederholte Abrufung im Spiel wandern die Lerninhalte messbar und vor allem dauerhaft ins Langzeitgedächtnis und sind dann abrufbar, wenn sie gebraucht werden – und nicht erst auf dem Heimweg.

Welche Vorteile erzielt Gamification im E-Learning für Unternehmen?

Welcher Budgetverantwortliche denkt nicht sofort an die Kosten? E-Learning wirkt stark kostendämpfend, vermeidet es doch Reise- und Unterbringungsinvestitionen. Da besonders Gamification von den Teilnehmern individuell und meistens in kleinen Lernhäppchen von wenigen Minuten eingesetzt wird, geht zudem keine wertvolle Verkaufszeit verloren.

Um heutzutage neue Mitarbeiter zu gewinnen und gute Mitarbeiter zu halten, setzen Unternehmen auf ein positives Markenimage und aktuelle Innovationseffekte. Ein Kickertisch und ein Wasserspender reichen nur leider nicht mehr aus. Wenn Mitarbeiter, Abteilungen oder Teams spielerisch gegeneinander antreten und sich messen, fördert das spürbar den Teamspirit. Natürlich werden alle Lerninhalte individuell auf die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Sei es beim On-Boarding, bei der Cyber-Awareness oder bei den vertrieblichen Kommunikationsfähigkeiten. Im mehrstufigen Vertrieb gewinnen verstärkt die Unternehmen, Vermittler und Vertriebsorganisationen, die nicht nur Produktwissen anbieten, sondern besonders dabei helfen, die angebotenen Produkte auch einfach verkaufen zu können.

So hat sich die Trainerlegende Hans D. Schittly mit seinem Team und Partnern nochmal komplett neu erfunden und stellt sein Wissen aus über 50 Jahren erfolgreicher Verkaufs- und Trainertätigkeit in einem spannenden Quizgame namens SALESMAX Verkäufern, Vertrieben und Unternehmen zur Verfügung, die mit Gamification innovative, messbare und nachhaltige Kompetenzverbesserungen erreichen wollen.

Dieser Artikel erschien auch in der FINANZWELThttps://www.finanzwelt.de/post/gamification-im-e-learning

Zwei Monde in fremden Mokassins!

Verkäufer V möchte heute mit dem Kunden K einen Vertrag abschließen.

Es gab ein Angebot und einen darauf folgenden Termin, somit geht V davon aus, dass es heute mit einem Vertragsabschluss klappen wird.

K jedoch ist nicht dieser Meinung!

Er möchte erst noch einige offene Fragen geklärt wissen und wartet zudem noch auf das Angebot eines anderen Anbieters.

**********

Überlegen Sie! Wann hat V sein Ziel erreicht?

  1. a) Er hat einen Vertrag abgeschlossen!
  2. b) Er konnte alle offenen Fragen von K zufriedenstellend beantworten!
  3. c) Er hat mit K einen Folgetermin vereinbart, wenn K das andere Angebot erhalten hat!

**********
War Ihre Antwort a oder b?

Dann hier noch eine Information:

Sie sind K, nicht V! Wie lautet jetzt Ihre Einschätzung?

**********
„Richte deinen Nächsten nicht, bevor du nicht zwei Monde in seinen Mokassins gelaufen bist.“ (Weisheit der Cheyenne-Indianer)

Was die Cheyenne hier so poetisch ausgedrückt haben, nennen wir in unserer Diktion ganz prosaisch „Rollentausch“! Wenn wir bei solchen Übungen ganz automatisch die Rolle des Verkäufers V annehmen, dann vermutlich deshalb, weil wir es als Verkäufer in unserem Berufsalltag so gewohnt sind und darüber gar nicht mehr nachdenken.

Alles, was uns selbstverständlich erscheint, stellen wir gar nicht mehr auf den Prüfstand.

So bekommt jedoch die Empfehlung für den sensitiven Verkäufer, sich in die Rolle des Kunden zu versetzen, eine gänzlich andere Richtung.

**********
Wenn wir mit jemanden in Kontakt treten, geht es doch in erster Linie um den Aufbau einer Beziehung. So von Mensch zu Mensch.

Dabei hilft es, Fragen zu stellen, die zeigen, dass man sich für die Belange seines Gesprächspartners interessiert und aufmerksam zuhören kann.

Ergibt sich daraus ein Ansatzpunkt für eine mögliche geschäftliche Beziehung, ist es selbstverständlich legitim danach zu fragen. Dabei gelten jedoch ganz klare Regeln, die wir an dieser Stelle gern nochmal aufgreifen.

  • Man stellt Fragen nur, wenn einen die Antworten interessieren.
  • Nach der Frage schweigt man und lässt dem Gegenüber Zeit zu antworten.
  • Wenn etwas unklar ist, fragt man nach.
  • Jede Antwort ist erlaubt, sei es ein ‚ja‘ ein ’nein‘ oder ein ’nein, jetzt nicht‘.
  • Auch Nachfragen ist erlaubt.

**********
Es ist sehr hilfreich, wenn man sich bei künftigen Einkäufen ganz bewusst seiner Rolle als Kunde bewusst wird und auf die Fragen des Verkäufers V sehr bewusst achtet.

„Darf’s ein bisschen mehr sein?“, fragt der Metzger bei der Bestellung von 500 g Hack. „Klar, ich zahle aber nur 500 Gramm“ oder „Nein, mehr brauche ich nicht!“, wären passende Erwiderungen.

Mit jedem ’nein‘ schulen Sie Ihr Rollenverständnis im Verhältnis „Kunde/Verkäufer“. Es ist nämlich ein ganz selbstverständlicher Austausch von Angebot und Nachfrage, das jeder Beteiligte annehmen oder ablehnen kann. So einfach? Ja, genau!

**********
Übrigens: Auf unserer Seite www.sales-stories-interactive.de finden Sie ähnliche, typische Aufgaben, die Ihnen entweder neue Etiketten auf Ihre alten Weine kleben oder ganz konkrete, neue Antworten auf die altbekannten Kundenfragen liefern.

Was uns beeinflusst!

Heute beschäftigen wir uns mit einigen psychologischen Mechanismen, die uns bei der Präsentation von Waren beeinflussen. Man kann auch sagen: Eine Präsentation, die den Einkauf erst zum Erlebnis macht. Das Auge isst eben nicht nur am Tisch mit.

#Rahmen setzen.
Sind Sie in letzter Zeit mal in einem Elektronik-Markt in der Abteilung der braunen Ware gewesen? Vielleicht ist Ihnen im Eingangsbereich ein sehr hochwertiges und richtig luxuriöses TV-Gerät ins Auge gesprungen? Bei meinem Fachhändler steht ein 77“-Brummer mit organischer Leuchtdiode, Dual Triple Tuner, Magic Remote und Dolby Vision für € 16.990,00. Ja, auch bei diesen Preisen wird gerne die ‚9‘ als Endziffer gewählt. Als ich ihn fragte, wie viele dieser Geräte er schon verkauft habe, meinte er: „Bisher noch keines.“

Das ist auch nicht der Sinn dieses Blickfangs!  Dem pfiffigen Handel geht es darum, einen Rahmen zu setzen. Einen Preisrahmen. Englisch ‚framing‘. Wer so gebrieft in den Vorführraum kommt, dem scheinen die normalen Fernseher für € 3.990,- oder € 2.990,- plötzlich relativ günstig.

andres-jasso-unsplash

#Framing.
Dieses Framing kennen wir auch von vielen anderen Angeboten. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman zeigte in einer Studie auch den Mechanismus, der dahintersteckt. Zuerst gab es in einem Versuchsaufbau Kameras für $ 170,- oder $ 240,- zu kaufen. Anschließend wurde der Aufbau modifiziert. Es gab jetzt noch ein drittes Modell zu $ 470,-. Wurden im ersten Fall überwiegend die Kameras für $ 170,- gekauft, stieg der Anteil der $ 240,- Käufe im zweiten Versuch überproportional stark an.

Geschuldet der teuren dritten Vergleichszahl.

**********
#Auswahl.
Übrigens: Auch zu viele Angebote können sich stark negativ auf eine Kaufentscheidung auswirken. So wurden Kunden in einem Baumarkt beobachtet, die vor einem riesigen Regal unterschiedlichster Lacke standen – und nach einer Weile unverrichteter Dinge weitergingen. Befragt, warum sie sich nicht zu einem Kauf entscheiden konnten, war die Antwort: Es gab einfach zu viel Auswahl.

Getreu dem spaßigen Motto: Wer seine Kunden nicht schnell gewinnen kann, kann sie wenigstens verwirren.

**********
#Produktbeschreibungen.
Neben dem Preis beeinflussen uns natürlich auch die Produktbeschreibungen nachhaltig. Nehmen wir als einfaches Beispiel die Speisekarte eines einfachen, bayerischen Wirtshauses. Dort kann man auf der Karte ein ‚Paniertes Schnitzel vom Schwein mit Bratkartoffeln und Salat‘ für € 8,90 bestellen.

Gäbe es ein vergleichbares Gericht im Edelrestaurant, hieße es auf der Speisekarte „Zartrosa gebratenes Milchferkel aus der Oberschale im Eiersoufflémantel an gratinierten Backkartoffeln mit jungem Blattsalat aus eigenem Kräutergarten“ für € 89,00.

Wer also seine Ware teuer verkaufen will, sollte seine Fantasie schon mehr bemühen.  Während es für den Normaljogger vergleichsweise nützliche Laufschuhe in der Kategorie € 25-40 tun, strengt sich dieser Hersteller mit seinem Modell für € 249,- schon deutlich mehr an: „Der Glory React Airfly III setzt seinem Vorgänger noch eins drauf. Er bietet weiche Dämpfung, Performance mit geringem Gewicht und verleiht dir einen markanten Look. Das überarbeitete Airfly-Obermaterial passt sich dank des minimalistischen, stützenden Designs deinem Fuß perfekt an. Strapazierfähige React-Technologie unter dem Fuß bietet dir ein weiches, reaktionsfreudiges Tragegefühl. Das Ergebnis ist bequemer Tragekomfort auf deiner gesamten Laufstrecke.“

**********
#Limitierungen.
Stark beeinflusst werden wir auch von allen möglichen Limitierungen. Zeitliche Limits wie Schlussverkäufe, Black Fridays oder E-Bay-Versteigerungen sind uns allen vertraut. Auch die Sonderangebote in Supermärkten oder Fachgeschäften sind entweder zeitlich begrenzt oder nur in bestimmten Stückzahlen vorhanden. Da heißt es jeweils schnell zuzugreifen.

Makler verweisen bei einer zu verkaufenden Immobilie gerne auf die lange Reihe der wartenden Interessenten. Genau wie Gebrauchtwagenhändler. Neuwagenhersteller produzieren ganz bewusst lange Wartezeiten, was den Kaufdruck erhöhen soll. Während im Teleshopping ein mitlaufender Zähler suggeriert, dass die Angebote schnell ausverkauft sein könnten oder, dass sie weggehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

**********
#Social Proof.
Damit kommen wir zum ‚Prinzip der Sozialen Bewährtheit‘ oder neudeutsch ‚Social Proof‘. Ein weniger vornehmes Wort für dieses Phänomen ist „Herdentrieb“. Genau darum geht es. Wenn es viele Käufer gibt, muss das Produkt ja begehrt und gut sein. Hütchenspieler haben deshalb immer verdeckte Komplizen, die die Zuschauer anheizen, indem sie mitspielen und natürlich gewinnen.

Auch die Warm-upper (Anheizer) von Fernsehshows fallen in diese Kategorie. Vor einer Livesendung wird das Studiopublikum von professionellen Stimmungsmachern auf Betriebstemperatur gebracht und angewiesen, wann und wie es zu Klatschen oder Jubeln hat. Dann gefällt die Sendung den Zuschauern an den TV-Geräten gleich nochmal so gut und hält sie hoffentlich auch während der Werbung bei der Stange. Gibt es kein Publikum werden auch gerne Lachkonserven eingeblendet, damit man weiß, dass es gerade lustig ist. Herdentrieb halt.

***********
#Empfehlungen & Marken.
Empfehlungsgeschäft nutzt die ‚Soziale Bewährtheit‘ sehr lukrativ. Gibt es keine direkte Empfehlung oder den direkten Empfehler wird gerne die Branchenkenntnis betont. Darunter fallen dann Referenzen oder Case Studies, also Fallstudien.

Dieses Prinzip nutzen schon seit Jahrzehnten alle Marken-Hersteller. Ist doch eine starke Marke der beste Botschafter sozialer Bewährtheit.
So hat Apple keine Kunden, sondern Follower!

**********
#Präsentation.
Verpackungen beeinflussen Kaufentscheidungen ebenfalls stark. Denkt man nur an die Form- und Farbgebung, das haptische Erlebnis und v.a. den Wiedererkennungswert. Aber auch die Präsentation gehört dazu. Auf Automessen lehnen immer noch hübsche Hostessen an den begehrten Boliden. Leider haben die Formel-1 kürzlich ihre attraktiven Grid-Girls und der Dart-Verband seine Walk-on-Girls verbannt. Ein Phänomen der Woke-Bewegung, dass Minderheiten der Mehrheit Verhalten diktieren.

**********
Stimmungen & Emotionen.
Kennen Sie den Werbespot einer bekannten Margarinesorte? Eine glückliche Muster-Familie sitzt im Blumengarten in der Morgensonne beim Frühstück, das erst durch die aufgestrichene Margarine-Marke der knusprigen Frühstücksbrötchen veredelt und perfektioniert wird. Das ist das Hin-zu-Konzept. Wir wollen ein bestimmtes Ziel erreichen.

Viele Hersteller finden einen anderen Ansatz, bei dem mit gefühlten Ängsten gespielt wird. Versicherungen betonen die Risiken, die das Leben so bietet und dass man sich erst mit dem passenden Versicherungsprodukt so richtig wohlfühlen kann. Wer erfolgreich Alarmanlagen verkaufen will, tut eben gut daran, die Zahl der Einbrüche möglichst dramatisch darzustellen. Das geschieht mit dem Weg-von-Konzept. Wir wollen bestimmte Ereignisse vermeiden.

**********
Kommunikation, also eine Botschaft von A nach B, beinhaltet auch immer eine gewisse Beeinflussung. Was ja zunächst nichts Negatives ist. Außerdem ist ja nicht das wahr, was A kommuniziert, sondern was B versteht. Man muss sich dabei nur bewusst sein, dass schon alleine die Art, wie z.B. eine Frage gestellt wird, die Antwort beeinflussen kann. Wer diesen Text ganz positiv wahrnehmen möchte, kann sich statt des Begriffs „Beeinflussung“ auch den Begriff „Verführung“ vorstellen.

Schon bekommt dieser Text wie die Anzeige einer Parfummarke, die zum Kauf animieren soll, eine ganz andere Note.

Was Fallschirmspringer und Kunden gemeinsam haben!

Im modernen, sensitiven Verkaufen ist es wichtig zu verstehen, dass die Kaufentscheidung, ob und was gekauft wird oder bei wem, nicht am Ende eines Verkaufsprozesses getroffen wird, sondern bereits ganz am Anfang – oft schon beim ersten Kontakt.

Wer mal Action in sein Leben bringen will, kann sich heute auch als blutiger Laie für einen Fallschirmsprung anmelden.
Das Ganze ist natürlich ein Tandemsprung mit einem erfahrenen Sprunglehrer.

Es gibt eine kurze Einweisung. Man besteigt das kleine Propeller-Flugzeug, das einen in unendlich langen 15 – 20 Minuten auf die erforderliche Höhe bringt. Dann öffnet sich die Tür.
Unter einem ist nichts als Himmel. „Ready, Set, Go!“, tönt es aus dem Kopfhörer. Und jetzt: Exit!

Fallschirmspringer sind wie Kunden – nur schneller unten!

Die Entscheidung an der offenen Flugzeugtür in 4000 Metern Höhe kann so oder so ausfallen. Eine Minute mit über 200 km/h der Erde entgegen. Da können schon Zweifel aufkommen.
Deshalb bezahlt man seine Rechnung bereits vor dem Abflug, wie bei manch anderen, ähnlich volatilen Geschäftsbeziehungen.

vinicius-henrique-photography-unsplash

Auf ein ähnliches Abenteuer begeben sich auch Kunden. Wir nennen das wie im Online-Marketing die „Customer Journey“. Das klingt doch dynamischer als Verkaufstrichter, Sales Funnel oder Verkaufsprozess. Und es ist ehrlicher! Ist es doch der Kunde, der letztlich die Entscheidung trifft. Kunden haben einen Wunsch, ein Verlangen oder ein Bedürfnis. Sie informieren sich und nehmen dann Kontakt auf.

Kunden informieren sich vorab!

Bevor ein Kunde Kontakt aufnimmt, hat er sich normalerweise schon informiert, eine Meinung gebildet und ein Casting durchgeführt. Nimmt ein Kunde endlich Kontakt auf, ist er vergleichbar dem Fallschirmspringer vor dem Sprung. Er möchte etwas anpacken! In dieser Kontaktphase ist der Kunde bereit, sich zu öffnen, Auskunft zu geben, Informationen auszutauschen. Jetzt kann der geübte Verkäufer herausfinden, warum der Kunde etwas unternehmen will, ob es einen konkreten Anlass gibt, was er bisher getan hat. Und, ganz wichtig, in welcher Phase seiner Reise sich der Kunde gerade befindet. Ist das geklärt, ist der Kunde auch bereit, eine Vereinbarung über das weitere Vorgehen zu treffen, Verbindlichkeit zu schaffen und seine Vorstellungen über den weiteren Prozess mitzuteilen.

Erst wenn diese grundsätzlichen Parameter geklärt sind, sollte der nächste Schritt mit Zustimmung des Kunden eingeleitet werden. Die Einweisung des Kunden in die nötigen Verhaltensweisen beim Tandemsprung erfolgt erst nach Barzahlung an der Kasse. Genau so sollte auch eine Verbindlichkeit und Vereinbarung über das weitere Vorgehen des gemeinsamen Verkaufsprozesses getroffen werden. Ob der Kunde dann letztlich springt bzw. sich für den Verkäufer entscheidet, hängt von der weiteren Reise ab.

Die Chancen, dass er springt, sind bei diesem Vorgehen jedoch dramatisch besser, als würde man den Verkaufsprozess weder strukturieren noch Verbindlichkeit schaffen.

Willkommen im Wiedervorlagenclub!

Als ich damals anfing im Vertrieb eines Mittelständlers zu arbeiten, fiel mir nach einigen Wochen auf, dass meine Wiedervorlagenliste täglich länger wurde, während meine Chancenliste an leichter Schwindsucht zu leiden schien. Das war ja wohl nicht wirklich der Sinn der täglichen Gespräche mit Kunden und solchen, die es werden sollten. Besonders häufig fiel mir dann auf, als ich begann meine Gesprächsverläufe zu analysieren, dass es gegen Ende selten zu einer Entscheidung kam. Nein, öfter verabschiedeten sich Gesprächspartner mit den Worten: „Das muss ich mir noch überlegen/ Da schlafe ich noch eine Nacht drüber“ und ähnliche Formulierungen.

Fragte ich daraufhin, wie es weitergehen sollte, bekam ich oft zur Antwort: „Wir melden uns!“ Und zack war ich schon Ehrenmitglied im Wiedervorlagenclub geworden!

marek-lumi unsplash

Schauen wir uns den Sachverhalt mal etwas genauer an. Wann kann es denn zu solchen offenen Verhandlungsständen kommen?

Ganz offensichtlich doch, wenn man ganz zu Beginn nicht ein paar relevante Dinge gecheckt hat. Ist der Gesprächspartner auch wirklich bereits in der Abschlussphase, z.B.? Ist er auch in der Lage, alleine über den Kauf zu entscheiden? Spricht er offen über seine Ansprüche und Vorstellungen und trifft mit uns eine Vorvereinbarung, dass nichts dagegen spricht, sich zu entscheiden, sollten diese bestmöglich erfüllt werden.

**********

Doch selbst, wenn man im Vorfeld gründlich gearbeitet hat, kann es gegen Ende des Gesprächs immer noch zu keiner Entscheidung kommen. Vielleicht hat der Kunde zu viele Informationen bekommen und ist sich über die Prioritäten-Reihenfolge nicht im Klaren? Oder ihm fehlen im Gegenteil noch einige fachliche Informationen, die ihn zögern lassen? Eventuell hat er ein psychologisches Muster verinnerlicht, dass er wichtige Entscheidungen grundsätzlich überschläft?

Dann gibt es noch die Kunden mit einer ausgeprägten Entscheidungsangst, die sich möglichst lange alle Optionen offenhalten wollen und deshalb unverbindlich bleiben. Und nicht zu vergessen, die Kunden, die im Laufe der Verhandlung festgestellt haben, dass sie das Angebot nicht annehmen werden, aber sich scheuen, dies auch offen zu äußern.

**********
Sollten Ihnen noch andere Gründe bekannt sein, lassen Sie es mich wissen. Der Plan ist ja, sich auf jede dieser Kundenbefindlichkeiten einzustellen und eine Kommunikationstechnik anzubieten, mit der man gleichwohl im Gespräch bleiben und doch noch einem Abschluss näherkommen kann.

Deshalb an dieser Stelle gleich mal eine bekannte und wirksame Technik, um nicht im Wiedervorlagenclub zu enden: die vorweggenommene Einwandbehandlung.

Kommt man bei seiner Gesprächsführung so langsam an die Stelle, wo es um einen Abschluss geht, man aber das Gefühl hat, dass der Kunde vermutlich noch nicht so weit ist, äußert man sich folgendermaßen.

„Manche meiner Kunden haben das Gefühl, dass sie wichtige Entscheidungen gern noch einmal durchdenken wollen, bevor sie sich ganz sicher sind. Wie steht es denn da bei Ihnen?“

„Ja“, antwortet der Kunde, „es schadet sicher nicht, wenn man sich alles nochmal durch den Kopf gehen lässt!“

Jetzt Sie. „Das ist sicher ein kluges Vorgehen. Was halten Sie davon, wenn wir die wesentlichen Aspekte noch einmal durchgehen und sollten an einer Stelle noch Fragen auftauchen, können wir sie direkt beantworten. Wollen wir es so machen?“

**********
Wie gehen Sie mit Zögerern, Entscheidungsbremsen und unverbindlichen Protagonisten um? In diesem Blog finden Sie jedenfalls demnächst immer wieder Vorschläge, die sich in der Praxis bewährt haben und Ihre Abschlussquoten verbessern können. Und natürlich ganz besonders unter www.sales-stories-interactive.de

Ausverkauft! Sorry!

Typische Ansprachen, die jeden Kontakt sofort abwürgen:

  • „Guten Tag, Versicherungsagentur Glück & Schmied, kennen Sie schon die Vorteile einer neuen Zahnzusatzversicherung?“
  • „Guten Tag, als unser guter Kunde wollte ich Ihnen eine tolle Neuigkeit anbieten?“
  • „Spreche ich mit Frau Rosendorfer? Ich hoffe, ich störe Sie nicht!“

Gääähn!

**********

Was passiert aber, wenn wir anders vorgehen?

Sie rufen einen neuen Kontakt an und sagen nach der ersten Begrüßung, die nicht nach ‚herzlich willkommen‘ klingt. „Oh, ich denke, ich habe gerade einen schlechten Zeitpunkt erwischt. Ich melde mich besser ein anderes Mal!“ Was wird passieren? „Nein, nein. Es passt schon. Um was geht es denn?“ Die Neugier ist geweckt.

Können wir etwas nicht bekommen, wird unmittelbar unser Verlangen geweckt, es unbedingt haben zu wollen! Haben Sie noch die Bilder des letzten Sommerschlussverkaufs vor Augen, wo sich eine Meute von Kunden fast um die letzten Produkte vom reduzierten Wühltisch prügelt? Oder machen Sie mal ein eigenes Experiment! Nehmen Sie einem Kunden beim nächsten Einkauf im Supermarkt aus dessen Einkaufswagen den einen Liter Milch weg. Kleiner Tipp: Der Kunde sollte nicht viel größer als Sie selbst sein.

Wer dieses tief verwurzelte Verhalten berücksichtigt, bietet seinen Kunden nichts an, sondern erzeugt eher ein Gefühl des ‚Nicht-Haben-Könnens‘!

Jeder von uns kennt die Formeln: Nur noch 3 Stück auf Lager! Das Angebot gilt nur bis zum 10. Juli! Frühbucherrabatt von 15 Prozent bis …!
Und doch triggern sie uns immer wieder!

SALES! RESERVIERT! RABATT! BONUS!

artem-beliaikin-unsplash

Dasselbe passiert bei folgenden Formulierungen:

  • „Haben wir tatsächlich vergessen..?“
  • „Verzichten Sie wieder freiwillig..?“
  • „Wollen Sie auch dieses Mal Ihre Vorteile nicht wahrnehmen…“
  • „Da wir für dieses Jahr nur noch wenige Time-Slots freihaben,
    wollte ich vorschlagen…“
  • „Bis Ende dieser Woche, also genau gesagt bis Freitag 18:00 Uhr
    können Sie noch…“
  • „Welche der Ihnen zustehenden Fördermittel haben Sie bereits beantragt?“

**********
Wenn wir mit diesem Wissen die drei Antworten vom Anfang dieses Textes scannen, sehen wir sofort, dass die Formulierungen in die Kategorie „Wir sind bestens versorgt“ fallen.

Wer dagegen glaubt, etwas zu verpassen, will üblicherweise mehr wissen! Nutzen Sie also besser die Power der Absage:
„Soll es was gelten, dann mache es selten!“

Der Kittelbrenn-Faktor!

  • Nur noch 2 Platze übrig, lesen Sie, als Sie nach einem günstigen Flug googeln. Macht das was mit Ihnen?
  • Heute besonders zu empfehlen: Drei Brezn zum Preis von Zweien!
  • Black Friday: Rabatte bis 40 %! 
  • Diese Wohnung ist bis kommenden Freitag reserviert! 
  • Nur noch 3 Stück auf Lager! 

Wem der Begriff ‚Kittelbrenn-Faktor‘ nicht geläufig ist, kennt wahrscheinlich folgende Aussagen seiner Kunden und Interessenten:

  • „Vielen Dank für die Informationen. Ich lasse mir das noch durch den Kopf gehen.“
  • „Ich werde das alles mit meiner Frau, meinem Steuerberater, meinem Chef oder Tante Erna besprechen.“
  • „Ich muss das noch intern abklären. Wir melden uns!“**********

Jeder hat sich sicher schon einmal gefragt, warum Kunden ein Angebot nicht annehmen, obwohl es unschlagbar günstig ist, passt wie ein Dirndl zur Wiesn oder offensichtlich gebraucht wird? Doch als Sie nach einigen Tagen wieder Kontakt aufnehmen, erfahren Sie, dass sich der Kunde auch für keinen Mitbewerber entschieden hat. Nein, er hat das Projekt einfach auf unbestimmte Zeit verschoben! Was passiert da eigentlich genau?

**********
Da spielt der Kittelbrenn-Faktor eine wichtige Rolle!

Wir entscheiden uns nämlich nur dann für einen Einkauf oder eine Lösung, wenn wir entweder einen bestimmten Wunsch oder ein Problem haben!

ABER: Ist der Wunsch noch nicht groß genug oder das Problem nicht wirklich dringend, dann denken wir, es eilt noch nicht. Es geht ja auch so. Wir können uns noch Zeit lassen! Der Kittel steht noch nicht in hellen Flammen!

austrian-national-library by unsplash

Wer sich fragt, was man falsch gemacht hat, oder besser, was man hätte anders machen können, bekommt hier eine mögliche Antwort. Ich erinnere an den Verkaufstipp ‚Differenzieren Sie Ihre Kunden, nicht Ihre Produkte!‘ Erreicht Sie eine Anfrage, empfehlen wir immer die Aktualität zu prüfen.

Wie man das macht? Indem man Problem- oder Lösungsfragen stellt.

  • „Ich bin neugierig. Gibt es einen aktuellen Anlass, warum Sie sich gerade jetzt mit diesem Thema beschäftigen?“
  • „Was würde es für Sie oder Ihr Unternehmen bedeuten, wenn alles so weiterliefe, wie im Moment?
  • „Welche Verbesserungen erwarten Sie sich vom Einsatz dieser Lösung?“Kam das Gespräch auf Ihre Initiative zustande, klingen die Fragen leicht modifiziert.
  • „Ich bin neugierig. Als Sie unserem Gespräch zugestimmt haben, haben Sie sich bereits mit diesem Thema beschäftigt?“
  • „Heute unterhalten wir uns ja über das Thema xy. Welche Erwartungen haben Sie an unser heutiges Gespräch?“
  • „Wie gut haben Sie sich schon mit diesem Thema auseinandergesetzt? Welche Punkte sind Ihnen dabei besonders wichtig?

**********
Die jeweiligen Antworten zeigen schnell, ob man hier weitere Ressourcen aufwenden will oder ob man seine Energie erfolgversprechenderen Projekten zuwenden soll.  Noch kurz zur Erinnerung: Saßen Sie mit dem Entscheider zusammen, vergessen Sie nicht einen Versuchsballon steigen zu lassen: 

„Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit Sie sich mit einem guten Gefühl für diese Lösung entscheiden können?

Hatte man das Verkaufsgespräch mit einem Ehepaar oder Pärchen, bietet sich eine kurze Unterbrechung an. „Ich muss noch ein schnell ein Telefonat führen. Ich lasse Sie ein paar Minuten allein, damit Sie sich besprechen können.“

Da es nicht bei jedem Verkaufsgespräch direkt zu einem Auftrag kommt, sollte man abschließend zumindest eine Navigationsfrage stellen:

„Angenommen, wir können Ihre Vorstellungen passgenau umsetzen, wie geht es dann für Sie weiter? Was sind Ihre nächsten Schritte?“

Werden Sie auf keinen Fall ungeduldig. Denn wenn man behutsam vorgeht, baut sich ein gewisses Vertrauen auf, das mit künstlichem Druck schneller verflogen ist, als man ‚Unterschrift‘ sagen könnte.

Der geborene Verkäufer!

Halten Sie sich für einen geborenen Verkäufer? Oder vielleicht für einen geborenen Fahrradfahrer?

Bei Naturvölkern, die keinerlei Handel betreiben, werden also keine Verkäufer geboren? Und einen Säugling, der Fahrrad fährt, habe ich auch noch nicht gesehen.
Sie ahnen schon, wohin das führt.

Bei solchen Diskussionen sage ich immer:

„Zeige mir einen geborenen Versicherungsmathematiker –
und ich zeige dir einen geborenen Verkäufer!“

**********

Trotzdem hält sich hartnäckig die Einstellung, man müsse zum Verkäufer geboren sein. Woher kommt diese These? Warum hält sich dieser offensichtlich falsche Glaubenssatz so lange?

Grundsätzlich verhält es sich dabei wohl wie mit allen Glaubenssätzen: Je offensichtlicher sie durch Fakten widerlegt werden, umso heftiger werden sie von den Anhängern verteidigt!

Meine Theorie ist außerdem, dass die These auch eine gute Ausrede ist! Man hört sie ja meist von denen, die keinen Vertrieb machen wollen oder sogar Angst davor haben. Dabei ist es wie mit fast allen Phobien: Wenn man sich ihnen stellt, verschwinden sie meistens!

**********

Doch überlegen Sie mal! Wir alle sind täglich mit Beziehungsmanagement beschäftigt, neudeutsch Netzwerken. Mal verkauft man dem Chef eine Idee, dem Partner seinen Urlaubswunsch, in die Berge zu reisen und nicht schon wieder ans Meer. Dem Kunden, dass der Kollege zuständig sei und sich selber, dass man am Freitagnachmittag sowieso niemanden erreicht und deshalb Anrufe sinnlos sind!

**********
Was macht denn überhaupt einen Verkäufer aus? Welches Bild haben Sie von einem Verkäufer vor Ihrem geistigen Auge? Denken Sie mal kurz darüber nach!

Sehen Sie einen Klinkenputzer vor sich, der mit seinem Musterkoffer von Tür zu Tür zieht! Dachten Sie an einen Call-Center-Agenten, der endlose Listen abtelefoniert, um Zeitung-Abos zu verkaufen? Oder fiel Ihnen ein eloquenter Investmentbanker im dunklen Anzug ein, der hochspekulative geschlossene Immobilienfonds verhökert?

Wenn Ihr Bild, das Sie von Verkäufern haben, negativ besetzt ist, dann gehört Verkaufen vermutlich nicht zu Ihren aktuellen Stärken.

**********
Denken Sie jetzt an einen Makler, der die Familie zum pünktlichen Einzug ins neue Heim beglückwünscht, einen Versicherungsagenten, der dem Kunden nach dem Schadensfall als finanziellen Ausgleich einen Scheck überreicht oder den IT-Consultant, der dem Kunden die neu gekaufte Abrechnungssoftware erklärt.

Sind das nicht auch Verkäufer? Ist an deren Beruf etwas auszusetzen?
Natürlich nicht!

Unsere Bilder lenken unser Denken!

**********

Andrew Neel by Unsplash

Deshalb an dieser Stelle eine ganz entschiedene Gegenthese: Niemand ist zu irgendetwas geboren! Jeder Beruf, jede Berufung, die ein Mensch ausübt, wurde erlernt. Natürlich gibt es für bestimmte Tätigkeiten körperliche Voraussetzungen, es gibt Begabungen und Talente. Doch auch Talent muss man erst zu Kompetenz entwickeln. Wodurch? Durch Übung!

Um irgendetwas wirklich gut zu beherrschen, sollte man etwa 10.000 Stunden geübt haben, sagt die Theorie. Wer also etwa dreieinhalb Jahre acht Stunden täglich einen Beruf ausübt, darf sich darin als Fachmann bezeichnen.

Wer hingegen eine Stunde täglich einem Hobby nachgeht, braucht zum Status des Experten schon über 27 Jahre.
Es stimmt schon, dass zum Können 1% Inspiration und 99% Transpiration gehören.

MaFo!

Letzte Woche war ich mal wieder in einem Elektronikmarkt. Natürlich nicht in einem dieser „Wie blöd, dass ich teuer nicht hasse“ – Kette. Langsam wird es ja schwierig beim Handyeinkauf. Mein neues Smartphone darf nicht von BenQ sein und von Nokia erst recht nicht. Auch will ich Apples Marketingprodukte nicht unterstützen und möchte auch nicht, dass meine Daten auf einem abzuhörenden Server in den USA landen. Würde ich es lediglich von privater Warte aus sehen, wäre meine erste und einzige Wahl: Kein Handy. Auch in grauer Vorzeit konnten mich meine Kontakte, von denen ich im Privatbereich unzählige hatte, nachweislich immer erreichen. Allerdings gerate ich vermutlich ohne Handyvertrag dafür so richtig in die Mühlen staatlicher Überwachung, wenn es nichts zu überwachen gäbe. Das allein wäre ja schon verdächtig.

Jedoch, sei’ drum. Über den Sinn oder Nutzen der permanenten Erreichbarkeit möchte ich jetzt gar nicht philosophieren. Was mich aber beim Einkauf irritierte, war die Frage an der Kasse nach meiner Postleitzahl. Das wurde ich an der gleichen Kasse nämlich mindestens fünf Jahre zuvor auch schon gefragt. Also wollte ich von der Kassenkraft den Grund ihrer Frage wissen. Wir sind halt angehalten, danach zu fragen, bekam ich zur Antwort. Obwohl ich nicht angehalten bin, darauf zu antworten, gab ich frohgemut die Berliner PLZ eines Bekannten an.

Er möge es mir verzeihen.

**********
Hoffentlich habe ich jetzt keinen großen Fehler gemacht. Wenn das jetzt die Jungs von der Marktforschung herausfinden nach ihrer Langzeitstudie? Nachher wird der Elektronikmarkt dichtgemacht und komplett nach Berlin umgesiedelt. Wo kaufe ich dann meine Smartphones? Ich träumte heute Nacht grauenhafte Szenerien. Wie die Gewerkschafter vor meiner Wohnung demonstrierten, weil ich für den Abbau von dreißig Teilzeitstellen in München verantwortlich gemacht werde. Wie ich die Subventionen der EU bis morgen zurückzahlen muss. Und natürlich muss ich mich auch dafür verantworten, dass ich aufgedeckt habe, dass die Frage nach der PLZ eigentlich schon seit Jahren nicht mehr ausgewertet wird.

Da lobe ich mir doch die Frage beim Edeka: Haben Sie eine Kundenkarte? Nein, antworte ich dann. Ich wollte nur zahlen. Komischerweise hat mich noch nie einer gefragt, ob ich denn eine Kundenkarte möchte. Vielleicht bin ich ja ganz wild nach Kundenkarten? Wer weiß das schon? Es törnt mich doch mächtig an, wenn ein Supermarkt nach meinem Einkaufsverhalten sein Sortiment ausrichtet. Wenn ich keinen scharfen Löwensenf mehr kaufe, schwupp, ist er zwei Wochen später aus den Regalen verschwunden.

Female reporter at press conference, writing notes, holding microphone

Aber die Krönung sind doch die vielen Gewinnspiele, die mir überall unterkommen. Die vielen Audis und Porsches kann ich gar nicht mehr alle fahren, die ich schon fast gewonnen hätte. Und jede Woche mit Günther Jauch in „Wer wird Millionär“ zu spielen, wird auch langweilig. Immerhin lande ich dann in einer statistischen Auswertung und bin verantwortlich für künftige Kampagnen. Auch liebe ich die vielen Anrufe, die mir mitteilen, dass ich zwar keinen Audi gewonnen habe, aber dafür auf jeden Fall einen 10 Euro Gutschein von Quelle gewinne, wenn ich für 1.000 Euro aus dem Katalog einkaufe.

 

 

 

Also, Marktforschung finde ich schon toll. Gerade neulich kam ich beim Parkplatz vom ALDI, als ich nur eine Zeitung aus dem stummen Verkäufer holte, zu Unrecht in eine andere Langzeit – Studie. Ein Institut wollte herausfinden, warum so viele Kunden beim ALDI einkaufen. Dass ich gar nicht dort einkaufte, hat den Interviewer nicht interessiert.

Trotzdem las ich neulich das verblüffend, richtige Ergebnis dieser Studie: Die große Zahl der Einkäufer korreliert mit den günstigen Preisen! Hossa!