Alles oder nichts!
Ein Redner kommt in den Vortragssaal und sieht den Saal leer, bis auf einen jungen Mann in der 1. Reihe. ‚Soll ich meinen Vortrag halten, oder nicht?‘, überlegt er sich. Unschlüssig fragt er den jungen Mann nach dessen Meinung.
„Ich bin nur ein einfacher Stallknecht, aber wenn ich sehe, dass alle Pferde bis auf eines weggelaufen wären, würde ich es trotzdem füttern.“
Also entschließt sich der Redner dazu, seinen Vortrag zu halten. Nach dem 2-stündigen Vortrag fragt er den jungen Mann wieder, wie es ihm gefallen hat:
„Ich bin ja nur ein einfacher Stallknecht, aber einem Pferd würde ich nicht das Futter geben, das für alle gedacht war.“
Jetzt die Frage: Was hätten Sie anstelle des Redners gemacht?
Haben Sie überlegt, ob Sie den Vortrag gehalten hätten – oder nicht?
Dann sind Sie in die „Entweder-oder-Falle“ getappt!
Mayukh Karmakai, unsplash.com
A oder B? 1 oder 0? Links oder Rechts?
Wir sind es gewohnt, in Gegensätzen zu denken! Schwarz oder weiß? Gewinnen oder verlieren? Ja oder Nein? Dabei denken in „Einsern“ und „Nullen“ doch v.a. Computer. Gerade in Verhandlungssituationen ist diese Denkweise absolut kontraproduktiv. Geht es doch darum, auch ein „Sowohl-Als auch“ oder ein „Keines von beiden“ zu berücksichtigen!
Was lehren uns die Antworten des jungen Mannes aus obiger Story? Der Redner war gut beraten, seinen Vortrag zu halten. Aber: Er hätte die Länge und die Inhalte spontan an seinen einzigen Zuhörer anpassen können. Das wäre also ein ‚Sowohl – Als auch‘ gewesen‘!
Oder er hätte sich auch entscheiden können, unter diesen besonderen Umständen gar keinen Vortrag zu halten, sondern seinen Zuhörer zu fragen, wozu er gekommen sei? Was diesen am Thema des Vortrags interessiert habe? Und dann eine Diskussion, ein Training oder eine Fragerunde abzuhalten!
Also: ‚Keines von beiden‘!
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Wer jetzt denkt, aber Hallo! In einer Verhandlungssituation verhalte ich mich selbstverständlich anders als bei dieser Frage. Der sollte beim nächsten ‚Moment of Truth‘ darauf achten, wie schnell man in ernsthaften Szenarien in seine gewohnten Verhaltensmuster zurückfällt. Mein Vorschlag: Beziehen Sie bei Ihren Überlegungen zu einer Herausforderung immer alle Denkweisen ein, wie Alles-oder-Nichts, Sowohl-als-Auch und Keines-von-Beiden!
Zudem gibt es natürlich noch weitere Methoden, wie den Wenn-Dann-Algorithmus.
Allerdings nicht in der Form von: „Wenn Sie meinem letzten Angebot nicht zustimmen können, dann kommen wir heute leider nicht zusammen!“
Denn das wäre ja wieder ein ‚Entweder-oder‘!
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