Das kleinere Übel!

Vermutlich kennen Sie diesen älteren Kalauer?

„Wissen Sie, wie man im Spielkasino ein kleines Vermögen macht? – Man muss mit einem großen Vermögen kommen!“

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Was das mit Empfehlungen zu tun hat?

Wenn ich jemanden dazu bringen möchte, mir einen kleinen Gefallen zu tun, steigen meine Chancen erheblich, wenn ich ihm zuvor die Chance gebe, einen großen Gefallen abzulehnen!

Angenommen, mein Ziel ist ein kleiner Gefallen. Wie eine Empfehlung zum Beispiel. Für meinen Gesprächspartner allerdings kann dieser für mich kleine Gefallen, wenn ich ihn einfach so in den Raum stelle, eher wie ein großer klingen.

Lassen wir also das Prinzip der Gegensätze zur Entfaltung kommen: Will ich die Verkäufe eines Produkts, das 30 und 50 kostet steigern, biete ich es am besten in drei Variationen an.

Basic = 30, Standard = 50, Premium = 90.

Jetzt wird überdurchschnittlich häufig zum Standardprodukt für 50 gegriffen.

Verlangen Sie deshalb immer einen großen Gefallen!

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Um was könnte man denn einen neuen Kunden bitten, das einem selber helfen würde, für einen neuen Kunden jedoch ganz schön viel verlangt wäre?

„Herr Kunde, Ihr Unternehmen hat in der Branche ja einen sehr guten Ruf!
Ein kleines Lob zu Beginn schadet bekanntermaßen nie

Mal angenommen, wir kommen ins Geschäft und Sie fühlen sich bei uns bestens aufgehoben und betreut, …
Wie falle ich höflich mit der Tür ins Haus?

…könnten wir dann aus diesem gemeinsamen Projekt eine Case Study für unsere Webseite machen?“
Hier ist unser großer Gefallen, der uns – wenn er erfüllt würde – echt helfen könnte.

Alternativ kann man z.B. auch um ein Interview für seine Webseite bitten. Oder um ein größeres Referenzschreiben, das man für Presseartikel und sonstige Aussendungen verwenden kann. Fragen Sie nach einem gemeinsamen Messeauftritt oder ob Sie bei einer seiner nächsten Veranstaltungen als Gastredner auftreten können. Je größer die Bitte, umso besser im Sinne der Empfehlung.

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Kunde (z.B.)
„Also, ehrlich gesagt, kommt das jetzt ziemlich überraschend. Lassen Sie uns doch zuerst die Dinge besprechen, weswegen wir heute hier sind!“
Erwartungsgemäß möchte sich der Kunde in diesem frühen Stadium noch nicht festlegen.

Verkäufer:
„Natürlich! Ich wollte Ihnen ja auch nicht zu nahe treten…
Selbstverständlich wollte ich das!

…vielleicht fallen Ihnen aber nach unserem heutigen Gespräch, aber nur wenn Sie von den angebotenen Vorschlägen und Lösungen auch wirklich überzeugt sind, ein, zwei Ihrer Geschäftspartner ein, denen ebenfalls mit unseren Vorschlägen geholfen wäre?“
Das ist also unser kleiner Gefallen!

Kunde:
„Ja, darüber lässt sich reden.“
Wenn man bereits eine Bitte abgeschlagen hat, fühlt man sich bei der zweiten Bitte fast schon verpflichtet, dem Fragesteller etwas entgegen zu kommen!

Verkäufer:
„Prima! Dann komme ich später darauf zurück.“
Auf diese Zusage komme ich später garantiert wieder zu sprechen.

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Wer diese Gesprächsführung ausprobieren möchte, sollte schon zu der Gruppe der professionelleren Kommunikatoren gehören. Denn es braucht eine gewisse Selbstverständlichkeit in der Rhetorik und natürlich ein gesundes Selbstvertrauen. Dafür sind die Ergebnisse dann wirklich erstaunlich positiv.

 

 

 

 

 

 

 

Change-Management!

Ein hässliches Marketingsprech-Wort für eine alltägliche Sache! Schon in der Antike wurde der griechische Philosoph Heraklit (um 520 v.Chr.) berühmt mit seinem geflügelten Wort: „πάντα ῥεῖ panta rhei – Alles fließt!“

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Wem das zu weit entfernt scheint – hier ein aktuelles Beispiel:

Ein mit Haftbefehl gesuchter Gauner geriet in München in eine Polizeikontrolle, weil er am Pasinger Bahnhof keine Maske trug. Heutzutage erkennt man die Gangster eben daran, dass sie keine Maske tragen. Was ist eigentlich mit dem Vermummungsverbot? Change-Management eben.

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Im Verkauf haben sich die Ansprüche der Kunden dahingehend verändert, dass sie normalerweise deutlich informierter sind als früher bzw. mit einer oft schon feststehenden Meinung in ein Verkaufsgespräch gehen. Dort erwarten sie keine Produktbeschreibung mehr, die sie schon im Internet gelesen haben, sondern eher eine Bestätigung ihrer Meinung.

Will man als Verkäufer daran etwas ändern, sollte man eine gute Story zur Hand haben, die den Kunden auf einen neuen, eigenen Gedanken bringt oder zumindest die Blickrichtung etwas umlenkt.

Übrigens: Wer es noch nicht getan hat. Versäumen Sie nicht die Gelegenheit, sich zehn (10) spannende Stories von Hans D. Schittly schicken zu lassen. Kostenlos. Und zudem gibt es noch eine Zugabe für eine individuelle Story.

Wo? Na hier: https://salesmax.biz/quiz

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Sollte einer Ihrer Kunden kein Interesse an einem allgemeinen Versicherungscheck haben, kann man ihn natürlich an die vielen geänderten gesetzlichen Bestimmungen erinnern, die ja überwiegend zum Vorteil der Versicherungsnehmer vorgenommen wurden. Da sich aber jemand ungern zu etwas auffordern lässt, wie wir alle wissen, ist es viel wirkungsvoller, anders vorzugehen. Sensitiv zum Beispiel!

Fragen Sie doch einfach mal, wie lange der Kunde sein Handy schon hat oder wann er zuletzt sein Betriebssystem udgedatet hat? Statt einem klobigem Röhrenmonitor nutzt er jetzt einen Flatscreen oder ein Tablet. Seine Mails schickt er vom iPhone und seine Briefe per WhatsApp. Außer er heißt „Wendler“. Der nutzt Telegram.

So gebrieft dürfte jedermann aufgeschlossener sein, wenn er hört, dass sich Versicherungsbedingungen wesentlich schneller ändern als das täglich genutzte technische Equipment. Und dass es eben von Vorteil für den Kunden ist, seine Verträge einmal jährlich checken zu lassen. Eben nicht nur den KfZ-Vertrag im November.

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Wenn Sie noch zu den erfolgreichen Verkäufern gehören, die regelmäßig Akquise betreiben, werden Sie auf Ihre Frage „wer im Unternehmen verantwortlich für etwas ist“ auch öfter zu hören bekommen: Wegen der DSGVO dürfen wir leider keinen Namen herausgeben. Schicken Sie uns doch eine E-Mail an info@…

info(at)papierkorb.comwäre natürlich passender!

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Selbstverständlich ist es deshalb sinnvoller, vorab sauber zu recherchieren, wer denn der Ansprechpartner sein könnte. Webseiten, Medien, Linkedin oder Xing und alle anderen Netzwerke bieten ja genügend Material, um sich schlau zu machen oder schon einmal Kontakt aufzunehmen.

Man kann sich auch frische Adressen von einem seriösen Adresshändler seines Vertrauens besorgen.

Besser als ein Anruf bei der Zentrale ist jedenfalls ein Anruf in der Vertriebsabteilung. Dort sind die Leute von Berufs wegen viel kommunikativer. „Oh, wo bin ich denn jetzt gelandet? Ich wollte doch eigentlich…“ ist ein perfekter Aufhänger.

Wenn alle Stricke reißen und alle Wege versperrt scheinen, kann man überlegen, seine Botschaft in einem kurzen Video doch an die info@ zu schicken. Dazu nimmt man entweder seine Nachricht selber auf und präsentiert sein Anliegen anschaulich und unterhaltsam. Oder man nutzt ein für diese Zwecke bereit liegendes Video zu finden beispielsweise unter www.sales-story-online.de. Oder fragen Sie uns einfach. Unsere Kooperationspartner haben zu vielen spannenden Themen kurze Videos vorrätig.

Das funktioniert natürlich noch besser, wenn Sie Ihren Kontakt anrufen und ihm ein kurzes Video ankündigen. „Worum geht’s da?“, beantwortet man mit dem freundlichen Satz: „Wenn man den Mörder schon kennt, ist der Krimi doch nicht mehr spannend.“ Akquise war noch nie einfacher!

Nebenbei bemerkt: Unsere Videos sind in eine Software eingebettet, die DSGVO-konform sofort eine Meldung an Sie schickt, wenn der Empfänger das Video startet.

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So jetzt aber genug mit den Tipps. Sonst wissen Sie gar nicht, wo Sie anfangen sollen.

 

 

 

 

 

 

 

Paketwahnsinn an Black Fridays

Black Friday!

Gerade lese ich im Internet die Schlagzeile:
Black Friday Woche vom 20. – 30. November!

Finde die Fehler, kann man da nur sagen.

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Am Singles Day in Asien hat Alibaba angeblich an einem Tag über 56 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Der Singles Day war ursprünglich die Schnapsidee chinesischer Studenten, die am 11.11., einem Tag mit lauter Einsen, ihren Single-Status feiern wollten. Ein Anti-Valentinstag quasi. 2009 griff Alibaba diese Idee auf und machte daraus den Rabatt-Singles Day, vergleichbar mit den Black Fridays, Cyber Mondays oder Prime Days in den USA.

Heutzutage reicht ein Tag natürlich nicht mehr aus. Der diesjährige Singles Day ging bereits vom 1.11.bis zum 11.11. Ich bin gespannt, wann er vom 1.1. bis zum 11.11. geht? Dann wäre es zumindest irgendwie ehrlicher? Oder werden Rabatte nicht mehr, wie wir alle annehmen dürfen, zuvor aufgeschlagen?

Und damit sind wir auch schon bei obiger Schlagzeile: Der Black Friday zieht sich also bereits über eine Woche, die nicht nur sieben, sondern sogar zehn Tage hat. Am 10. Tag schuf der Handel den Rabatt. Da war eine frühere McDonalds Werbung noch ehrlicher: Los Wochos!

Paketwahnsinn an Black Fridaysunsplash©claudio-schwarz-purzlbaum-Pakete

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Dabei sind Rabatte für jeden Vertrieb und Verkäufer ein zweischneidiges Schwert.

  • Die hohen Umsätze, die an den Rabatt-Tagen gefeiert werden, dürften an vielen anderen Tagen fehlen. Denn wir Verbraucher sind „ja nicht blöd“, wie ein anderer bekannter Slogan lautete – und warten mit der Anschaffung eben auf den nächsten Prime-Day. Oder einen anderen „SALE“.
  • Zudem werten Rabatt-Aktionen den Wert eines Produktes in meinen Augen doch ziemlich stark ab. War das Produkt den ursprünglichen Preis gar nicht wert? Oder wollte sich der Händler nur mit einem Mondpreis die Taschen voll machen und mich so schnell über die Ladentheke ziehen, dass ich mir weder Gedanken über die Reibungshitze, noch über die Preisgestaltung machen konnte?
  • Hat man seine Kunden erst einmal an Rabatte und Boni gewöhnt, darf man sich anschließend nicht wundern, wenn verstärkt Rabatte eingefordert werden.
  • Und schließlich ziehen Rabatte mitunter eine Gruppe von Kunden an, die man charmant ausgedrückt nicht als Wunschkunden bezeichnen würde. Nach dem Motto: Einmal etwas gekauft, dafür lebenslang umsonst Support gewünscht.

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Was antwortet man also am besten auf einschlägige Fragen seitens des Kunden wie:
„Welchen Rabatt können Sie da noch einräumen?“

  • „Ist Rabat nicht eine Stadt in Marokko?“
  • „Danke für den Hinweis: Ich habe ja die Transportkosten ganz unterschlagen.“
  • „Den Strauß Blumen für die Gattin hätte ich jetzt fast vergessen.“

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Aus den genannten Gründen würde ich es mir als Verkäufer sehr genau überlegen, ob ich Preisnachlässe anbiete oder nicht.

Ich muss jetzt aber los: Der Black Friday ruft!

 

 

 

 

 

Akquirieren wie die Mafia!

Eigentlich müsste ich gar nicht mehr arbeiten, mailte mir dieser Tage ein Londoner Anwalt von der Kanzlei – ich nenne sie mal – Raffke & Partner London Legal, könne ich doch ein Erbe von etwa sechs Millionen Pfund antreten.

 

Fotolia © vividflowstudio

Wirklich schade, dass ich im Kino weder Superman zutraue, fliegen zu können, noch mich der Hoffnung hingebe, alle Supermodels würden morgens aussehen wie auf dem Vogue-Cover.

Eines jedoch habe ich sofort begriffen: Wenn jemand etwas von Akquise versteht, sind es Mafia, Nigeria-Connection & Co. Wo also, wenn nicht hier, ließen sich die besten Tricks und Kniffe aus dem schwarzen Geigenkasten abschauen?

Die Ansprache oder Sales-Story muss die Aufmerksamkeit des potenziellen Interessenten einfangen. Ihn buchstäblich neugierig machen, mehr zu erfahren. Doch wichtig: Die Sales-Story soll lediglich den Kontakt herstellen, eine Beziehung aufbauen, niemals verkaufen!

Hier: „Wie sind Treuhänder eines 15-Millionen-Pfund-Vermögens und haben Sie als möglichen Erben recherchiert!“

Ihre Botschaft sollte, wie Sie selbst, glaubwürdig und persönlich daherkommen.

Hier ist es der Briefkopf einer Londoner Anwaltskanzlei mit Logo und ganz, wichtig Wappen sowie die direkte Kundenansprache („Lieber Herr KF“).

Jetzt wird noch der Köder ausgelegt: „Unser Mandant, Gustav F., der allein lebte und keine Verwandten mehr besaß, ist verstorben. Damit das von uns als Treuhänder verwaltete Erbe von 15 Mio. £ nach englischem Recht nicht der Krone zufällt, haben wir Sie als möglichen Erben recherchiert.“

Ihre Ansprache sollte einen individuellen Nutzen versprechen.

Hier: „Wir würden Sie deshalb als rechtmäßigen Erben einsetzen und notariell beglaubigen.“

Ebenso sollte die Botschaft auf einen individuellen Vorteil für Ihren Interessenten zielen. Gut ziehen ja immer die Gewinnerzielungsabsicht, die menschliche Gier und das persönliche Gewinnstreben.

Hier „Sie würden 40% des Erbes erhalten, wir ebenfalls 40%.“

Wenn möglich ist es vorteilhaft, das soziale Gewissen anzusprechen.

Hier: „10% der Erbschaft gehen an soziale Stiftungen und 10% wären für die nötigen Gebühren und Auslagen vorgesehen.“ Damit werden elegant die Kosten ins Spiel gebracht, die die potenziellen Interessenten zu tragen haben.

Sie möchten nur mit Interessenten sprechen, die Ihr Angebot auch annehmen können? Das ist genau der Sinn von Akquise: Die Qualifizierung Ihrer möglichen Kunden. Wenn Sie 100% Marktanteil haben, dann brauchen Sie nicht zu akquirieren. Wenn jeder Mensch, der einen Bäckerladen betritt, etwas kauft, ist der Marktanteil für den Bäcker 100%.

Da aber weder die Mafia noch ich davon ausgehen, dass jeder Kontakt auch unser Angebot annimmt, reichen auch je nach Gewinnspanne 1 von 100, oder 1 von 1.000. Nochmal konkret: Wenn Sie von Ihrer möglichen Zielgruppe 10% als Kunden gewinnen wollen, werden Sie bei der Akquise 90% mögliche Nichtkunden identifizieren. Auch das ist ein Erfolg.

Machen Sie es Ihrem möglichen neuen Kunden leicht, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.

Anwaltskanzlei Raffke fordert mich auf, sofort zu antworten, damit sie die Überweisung meiner 6 Mio. £ schnell in die Wege leiten können.

Ein bisschen Druck kann auch nicht schaden.

Also lässt Anwalt Raffke durchblicken, dass er mehrere meiner Namensvettern kontaktiert hat, was in etwa dem sonstigen „Unser Angebot gilt nur noch bis Morgen 12:00 Uhr“ entspricht.

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Mein Fazit, das ich aus dieser Mail ziehe? Warum geben sich Mafia & Co mehr Mühe mit ihren Werbebotschaften als die meisten Werbetreibenden, die mir sonst oft begegnen? Und was soll ich mit sechs Millionen Pfund?

Elevator Pitch

Kürzlich schrieb ich an anderer Stelle über ein vor dem Geschäft aufgestelltes Display, das auf irgendwelche Angebote hinweisen soll. Und heute lese ich mit selektiver Wahrnehmung in einem Prospekt, mit welchem Namen dieses Ding tatsächlich angeboten wird: Kundenstopper!

Ist das nicht schön? Hier beschreibt der Name tatsächlich mal die Funktion. Wer hätte da nicht auch gleich gern 5-6 Kundenstopper?

Das bringt mich zu einer anderen Frage. Wie heißen denn diese Dinger, die am Supermarkt an der Kasse dafür sorgen, dass man die Waren der Kunden unterscheiden kann? Warentrenner? Kundenmarkierer? Ordnungsbalken?

Warum mich das beschäftigt? Aus vielen Gründen. Einer davon ist mein rein professionelles Interesse. „Was machen Sie beruflich?“ – „Ich produziere Kundenstopper!“ Das hat was.

So ein Schreibwarenprospekt ist ja auch ein wahres Marketingmonster. Da gibt es Karton-Trennstreifen, Trennblätter und Manila-Register, die ich alleine wegen des Namens bestellt habe. Es tummeln sich Ösenhefter neben Eckspannern und Einschlagmappen, die sich von schnöden Ordnungsmappen unterscheiden. Auch suche ich Sicht-, keine Prospekthüllen, wie ich den bunten Bildchen entnehme. Wobei mir beide Begriffe nicht aktiv geläufig waren.

Ist ja auch die klassische Schwierigkeit. Beschreiben Sie mit einem Begriff, in einem oder in zwei Sätzen, was Sie tun. So zwischen EG und III. Stock. Neudeutsch „elevator pitch“ oder „story“. „Ich fahre Lift“, gilt nur, wenn Sie der Liftboy sind.

unsplash©Daan Stevens

Die Schwierigkeit liegt natürlich darin, das so zu formulieren, dass es für Ihren Gesprächspartner interessant klingt bzw. der Beginn eines guten Gespräches wird. Deswegen hört man meistens: „Ich bin Anwalt“, „Ich bin in einer Versicherung tätig“ oder „Ich coache Verkäufer“ – also alles keine wirklichen Burner!

Auch: “Ich schau’ dir in die Augen, Kleines!“, zieht nicht nur bei Humphrey-Bogart-Liebhaberinnen nicht mehr. Deswegen mein Tipp: Testen Sie Ihren neuen Elevator Pitch mal bei der heißen Blonden an der Hotelbar.

 

 

50-plus!

„Rotwein ist für alte Knaben
eine von den besten Gaben!“

Warum ich Ihnen das schreibe, obwohl ich weder Rotwein noch andere alkoholische Getränke konsumiere? Höchstens mal eine prickelnde Radlermaß im sommerlichen Biergarten und im kühlen Schatten alter Kastanienbäume. Wie vermutlich die meisten von uns habe ich verschiedene E-Mail-Adressen, die man benützt, um sich irgendwo anzumelden und die man dann wieder löscht, wenn zu viel SPAM eingeht. Also eine temporäre Alias-ID sozusagen.

Bei einem dieser E-Mail-Konten ist es mir heute plötzlich bewusst geworden: Seit einiger Zeit bekomme ich laufend Angebote von, wie soll ich sagen, eher senioren-lastigen Produkten. Da werden mir Treppenlifte angeboten, verschiedenste Hörgeräte und natürlich besagter Rotwein. Auch Singlefrauen über 50 könnte ich treffen oder meine vermeintlich nachlassende Männlichkeit… na, Sie wissen schon!

Wenn man wie ich bereits die 50 überschritten hat, ist man ja bereits aus der TV-werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen rausgefallen. Auch wenn diese Einteilung eine Marketing-Idee des damaligen RTL-Senderchefs Dr. Helmut Thoma war, der so seinen neuen Sender präsentierte und sich damit für die werbetreibende Industrie sexy machen wollte: Der Sender mit der höchsten Einschalt-Quote in der werberelevanten Zielgruppe von 14-49!

Er hätte auch 18-58 nehmen können, hat er aber nicht. Jedenfalls wurde diese Einteilung ungefragt übernommen und gilt heute als wichtiger Standard der Werbestrategen. Kürzlich bekam ich sogar eine Einladung für eine 50-Plus-Messe in München, „die 66“, die sich seit diesem Jahr „LEIF – Die Erlebnismesse für Menschen mitten im Leben“ umbenannt hat.

Laut aktueller Sterbetafel sind im Jahr 2018 etwa 955.000 Menschen in Deutschland gestorben, wobei die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern bei 78,4 Jahren und bei Frauen bei 83,2 Jahren liegt. Wenn man also alle Menschen von 50 bis 80 unter einer Zielgruppe subsummiert, entspricht das analog einer fiktiven Zielgruppe von 10 bis 40 Jahren. Eine gewisse Unschärfe bezüglich der Werbebotschaften lässt sich da schon erkennen.

Ob wohl Giovane Élber (51), Brad Pitt (59) und Gerhard Schröder (79) die ähnlichen Interessen vereinigen?

Mich beschäftigen jetzt mehrere Fragen:
Brauchen alle 50-plus-Menschen Treppenlifte und Hörgeräte?
Wie positionieren sich Makler, die sich auf die Zielgruppe der Menschen im besten Lebensalter konzentriert haben, ohne wie eine Broschüre vom Sanitätshaus Danzeisen zu klingen?
Und woher hat dieser E-Mail-Account mein Geburtsdatum?

Bleiben Sie neugierig!

Jäger & Sammler

Am Beispiel des Einkaufverhaltens. Das Männchen geht eines Morgens auf die Straße und stellt fest: Schnee! Bis zu den Knöcheln. Es watet im Schnee! Das Signal, ein zweites Paar weiße Socken zu den Sandalen anzuziehen und in den angestammten Schuhladen zu fahren. Dort fixiert der große, weiße Jäger die zu dieser Jahreszeit aufgereihten Winterschuhe, greift nach kurzem Rundblick zielsicher einen Schuh heraus, probiert ihn mit angewiderter Miene, nimmt das zweite Stück mit zur Kasse, zahlt und geht. Diese Beute wird ihn sicher durch die nächsten zehn Winter tragen.

Anders das Weibchen: Die als Abfall aussortierten Werbebeilagen der Morgenzeitung des Männchens hat sie fasziniert studiert. Diese neue Teflonpfanne mit gemeißeltem Aluminiumgriff und gedrehtem Stahlboden hat ihr Herz sofort entflammt. Unter einem Vorwand lockt sie das Männchen ins nächst gelegene Einkaufscenter, weil es ja sowieso neue Winterschuhe bräuchte.

Doch dort, ahh! Plötzlich fällt ihr ein. Sie braucht unbedingt neue, weiße Turnschuhe. Die alten sind mindestens schon sechs Monate alt, wenn nicht noch mehr. Also, weiße Turnschuhe müssen es jetzt sein. Instinktiv spürt das Männchen die nahende Gefahr. Jetzt bloß ruhig bleiben. Es setzt sich also vorsichtig auf eine dieser Knöchel hohen Bänkchen und harrt demütig der kommenden Turbulenzen.

Fotolia©Igorzvencom

Kurz schöpft es noch Hoffnung, sind doch weiße Turnschuhe zu Dutzenden aufgereiht. Für sein Auge sehen die alle absolut identisch aus. Weit gefehlt. Mit prüfenden Blicken nimmt das Weibchen jedes einzelne Exemplar herunter, dreht und wiegt. Probiert und trägt. Na? Will sie wissen, wie sehen die aus? – Wie ein weißer Turnschuh, wäre jetzt die suboptimale Antwort! Nicken und Grunzen ist die bessere Alternative.

Nach kürzester Zeit gleicht die Turnschuhabteilung einem Kinderfaschingsball in der Endphase. Kein Karton steht mehr auf seinem ursprünglichen Platz. Zwei in entfernte Ecken geflüchtete Verkäufer werden herbei zitiert, um von diesem und jenem Exemplar die passende Größe aus dem Lager zu holen. „Nur die Größen, die Sie hier sehen“, zieht jetzt nicht mehr. Hier waltet das Weibchen in seinem ursprünglichen Reich. Resigniert nehmen es die Verkäufer zur Kenntnis und schleppen eine passende Größe nach der anderen herbei. Weiße Turnschuhe, soweit das Auge reicht!

Das Drama nimmt seinen vorgesehenen Lauf. Doch, plötzlich! Ein „Der-ist-es-Schrei“ durchdringt die Kartonstapel. Tatsächlich. Triumphierend hält das Weibchen einen weißen Turnschuh in die Höhe, der sich für alle anwesenden Männchen in nichts von anderen weißen Turnschuhen unterscheidet. In nichts? Das wäre aber wirklich zu einfach.

Mit unglaublicher Sicherheit hat sie genau das einzige Exemplar unter Hunderten oder Tausenden, wenn nicht Dutzenden gefunden, zu dem es kein zweites Exemplar gibt. Aber genau dieser Schuh muss es sein! Dieser oder keiner!

Nachdem die beiden Verkäufer inzwischen sowieso allen Widerstand eingestellt haben, sortieren sie jetzt alle Schuhe affenartig schnell zusammen. Fast beschleicht den Beobachter der Verdacht, sie wollten das Weibchen loswerden, so emsig sind sie. Die Kartons werden geschwind befüllt und ordentlich gestapelt. Doch zuletzt bleibt genau dieser eine Schuh übrig. Der, der es sein muss.

Ein einsamer, weißer Turnschuh, Größe 39. Und jetzt? Sie sinniert über Ladendiebe, die ihren einen Schuh geklaut haben. Über die Menschheit, die in Kürze vor die Hunde geht, wenn jetzt schon einzelne Schuhe geklaut werden. Über die zehn Gebote. Ein Drama bahnt sich an.

Es naht der Abteilungsleiter. Der Deus ex Machina? Der Retter? Er macht einen Vorschlag. Nehmen Sie doch diesen Schuh, Größe 39 und einen Größe 38, probieren Sie. Vielleicht passen sie ja? Das Gesicht des Weibchens verfinstert sich zunehmend.

Probieren Sie. Wenn sie passen, mache ich Ihnen den halben Preis. Na gut, probieren kann man ja. Zögernd probiert sie. 39 links, 38 rechts ein Paar tastende Schritte. Trippelnd. Zögernd. Aber der halbe Preis?  „Was meinst du, Schatz?“, rhetorisiert sie in Richtung des Männchens, das nur scheinbar entspannt auf dem Bänkchen kauert. Nicken und Grunzen kommt als einzig richtige Antwort.

Na ja, es geht sich eigentlich ganz gut. Also gut, meinetwegen. Gebongt. Die nehme ich. Erleichtert wird sie zur Kasse begleitet und noch erleichterter zum Ausgang. Ihre Euphorie über ihren gelungen Beutezug nutzt das erfahrene Männchen jetzt geschickt aus und dirigiert sie zurück zum Auto. Jetzt bloß kein falsches Wort. Als sie endlich wieder zuhause angekommen sind, fällt es ihr ein. Sie hat die Pfanne vergessen. Glatt! Hättest du mich nicht erinnern können?, tadelt sie.

Hätte ich, denkt das Männchen.